Aus meiner Schokoladenschachtel

22 Juni

Manche Herausforderung sind wie achtzigprozentige, dunkle Schokolade. Die so bitter schmeckt und die so schwer im Mund schmilzt. Die beim Auswickeln so schön glänzt und beim Durchbrechen laut knackt.

Sie war die Beste, die ich je zu mir genommen habe. Denn genau diese dunklen und lastigen Schokoladentage der Angst und der Not haben mich zu der Persönlichkeit gemacht, die ich heute bin. Sie haben meinen Charakter und meine Stärken geformt, gelenkt und mich mit Reichtum beschenkt.
An jedem bitteren Stückchen bin ich gewachsen. Habe nach anfänglichen Unsicherheiten wieder zurück in meine Balance gefunden und unnötigen Ballast über Bord geworfen.
 




Das Wichtigste im Leben sind nicht Zahlen und Bilanzen, Statistiken oder Besitz. Materielle Dinge kommen und gehen. Sie sind zwar wunderwunderschön, und ich bin eine der Letzten die das nicht weiß. Allerdings sind sie auch flüchtig und wenn es sein muss ganz schnell austauschbar. Es gibt wichtigeres im Leben, als viele Dinge zu besitzen um sie auf dem Sideboard oder oben auf dem Tellerregal hübsch zu arangieren.


Es ist nämlich so. Die allerschwierigsten Herausforderungen die das Leben an uns stellt, bergen die befriedigendsten Erfahrungen und den Reichtum. Auch wenn der Weg dahin statt edel und weich oft bitter und sehr lastig ist. Unbequem auf den ersten Blick und eher einer Buckelpiste als ein spiegelblanker Parkettboden. Du kannst das Navi nicht programmieren. Und dir die Schokolade nicht aussuchen. Niemand kann das, so schön es auch wäre. Stell dir vor, wir stehen alle vor einem riesigen SB Schokoregal, das gefüllt ist mit den buntesten und schillerndsten Verpackungen. Und wir dürfen uns soviel davon nehmen wie wir wollen oder tragen könnten. Egal von welcher Sorte und von welchem Geschmack. Ich kann dir hier und jetzt schon ganz genau sagen, welche der Fächer zuerst geplündert wären. Natürlich sind es die Tafeln mit den dicken, honigsüßen Rosinen und die mit den zartschmelzendem Nougatkern innen drin. Die mit der klebrigen Karamellfüllung. Sie sind schnell gelutscht und von ihnen zu naschen ist verboten himmlisch und süß. An die wirst du dich aber nicht lange erinnern. Höchstens deine Hüften ;o)






Die dunklere Schokolade schmilzt etwas langsamer, dafür aber ganz tief im Herzen. Mit ihr auf dem Platz neben dir bekommen plötzlich alte Bekannte wie Großherzigkeit, Freundschaft, Vertrauen und Güte, Geduld und Treue einen ganz anderen Stellenwert. Genau in den bittersten Momenten und Augenblicken schmeckst du diese kostbare Essenz. Das unsichtbare Konzentrat, das sich in diesen schwierigen Momenten versteckt und dich pusht und dich ungemein an dir selber wachsen lässt. Wenn es sein muß sogar darüber hinaus. Ich habe das selbst erlebt. Ist noch gar nicht lange her.





Ich greife blind und schon über ein halbes Jahrhundert in meine Schokoladenschachtel und musste lernten, mit vielen Überraschungen umzugehen. Auch aus der Kategorie Zartbitter, die so gerne häßliche Flecken auf der Seele hinterlässt. Auf sie hätte ich manches mal liebend gerne verzichtet. Aber das konnte ich nicht, denn ich hatte keine Wahl. Durch sie allerdings lernte ich zu wachsen und zu vertrauen. Auch wenn das Vertrauen manchmal auf sich warten und sich gerne bitten lässt. Die Spezialgebiete des Vertrauens sind die beiden Geschwister Warten und Geduld. 

Egal welches Stückchen dir gerade angeboten wird. Nimm jedes Rippchen, auch wenn es auf den ersten Blick noch so bitter und dunkel scheint. Glaub mir, jedes einzelne davon ist ein Geschenk.

Und die Summe all dieser Geschenke bist DUUUU <3 <3 <3. Endlich sagt das mal einer :o))))

Liebes für dich. Meisje 






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11 Kommentare

  1. Puh, Meisje, was für ein Post! Unglaublich , wie du schreiben kannst, hab Tränen in den Augen.....wahrscheinlich auch deshalb, weil meine Schokolade auch sehr bitter war und ich sie immernoch zu bitter finde. Aber du hast Recht, die süße Schokolade kann ja jeder :-)....
    Vielen Dank,
    Alles Liebe Claudia

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  2. Ohhh mein süßes Meisjelein, fühle dich umärmelt und geknuddelt :))
    Was für ein Post! Ja, die süßen Pralinchen lassen nichts, was Charakter formt und gehen schnell in die Vergessenheit und nur die bitteren Nuancen hinterlassen so etwas, wie Essenz. Bitter, bitter und bitter und wenn keine Tränen mehr da sind und, wenn Zeit, Zeit, Zeit vergeht, schmeckt das Bittere nicht mehr bitter. Es hat sich gewandelt zu“ ich kann wieder lachen“ und „das Leben geht weiter“.
    Und, wenn ich wieder einigermaßen denken kann… schaue ich mir mein Navi an… ja, tatsächlich ist erfunden worden vor laaaaanger Zeit. Lange vor uns, Menschen. Es ist die Natur mit ihren Rhythmen. Wachsen, Blühen, Reifen, Vergehen. Es sind die Blätter, die vom Baum runter fallen, wenn „sich auseinander gelebt hatte“ und stattdessen nicht krampfhaft an dem Ast halten. Es ist der Ast, der hält trotz Wind und Wetter. Er hat sein Ziel und macht sich keine Gedanken über „den bösen Wind“.
    Und ich weiß, ich habe noch nicht alle Tränen geweint. Das Wissen ist kein Schutzschild. Und wenn alte Narben wieder brennen und das Spiegelbild diese Bilder zeigt… dieses Fühlen ist, was am meisten schmerzt und am meisten glücklich macht.
    Und es ist so, wie du sagst: jedes einzelne davon ist ein Geschenk.
    Meine Güte, Süße Meisjelein, fühle dich nochmal geknuddelt, es geht weiter, deine Grażyna
    PS. Jetzt habe ich Urlaub und fühle mich leicht beschwingt und hole vieles nach…

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  3. Einfach nur ein wunderwunderschöner Text mit ebensolchen Bildern, liebe Meisje! ❤
    Danke dafür und Dir ein zartschmelzendes, honigsüsses Milchschokoladenwochenende!
    Herzlichst,
    Nadia

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  4. Meisje, mein Elflein, was für ein Hommage an das Leben, wie es IST.
    "und die Summe all dieser Geschenke bist Du...", nach diesem Schluss hab ich glatt ´n Tränchen verdrückt.
    Und dann noch "Auch aus der Kategorie Zartbitter, die so gerne häßliche Flecken auf der Seele hinterlässt. Auf sie ich hätte manchmal liebend gerne verzichtet. Aber nicht konnte, denn ich hatte keine Wahl."
    Meine Güte - wie Du mir da aus der Seele sprichst. Ich bin irgendwie die letzte Zeit immer noch mehr zu mir gekommen (im wahrsten Sinne des Wortes), es ist wie ein Aufwachen, manchmal schmerzlich, wenn ich sehe, wie ich nun doch auch sichtbar altere, aber auch immer begleitet von beinahe ungläubigem Staunen, wie sehr ich noch einmal innerlich gewachsen bin. Neue Perspektiven. Die Erfahrung lehrt. Sie lehrt mich vor allem, mich von den Fremd-Bewertungen zurückzuziehen, was mich so stärkt.
    Nichts an Zeit zu vergeuden.
    Das alles in eine Schokoladenschachtel zu packen, na, DAS hat Stil, meine Güte - und es ist so typisch Du.
    Was für ein Post. Bis jetzt der großartigste, den ich je bei Dir las, und Du hast mich ja schon so oft geflasht.
    Sei ganz ganz lieb und innig umarmt, meine Liebe, vielen Dank für das Geschenk, das DU UNS bist :) Deine Méa

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  5. Liebes Meisje,
    wenn ich vor dem Regal im Supermarkt stehe, greife ich freiwillig zu der dunklen Schokolade. Sie schmeckt mir einfach am besten, alles mit Nüssen und Karamell überlasse ich anderen.
    Zartbitter muss es einfach sein.
    Und das Wort sagt es doch schon, bitter, aber zart... so ist das Leben auch. Nur aus den bitteren Stunden lernen wir, und davon gibt es bei mir genug, schon mein ganzes Leben. Aber zart ist mein Leben trotzdem, und ich mag es so.
    Dir Danke für Deine tollen Worte und ich freue mich auf unser Kaffeekränzchen. Wo machen wir es? Stelle gerne meine Terrasse zur Verfügung...
    Lieben Gruß
    Nicole

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  6. Liebe Meisje,
    einfach DANKE für die schönen Worte und die Bilder dazu sind wunderschön.
    LG Dani

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  7. Lovely photos and I really feel for some chocolate now :)
    Have a great sunday, take care...
    Love from Titti

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  8. Ich habe ziemlich früh schon geschluckt und mich am Ende entschieden aufzustehen um mir etwas Rotwein einzugießen und die Zartbitter-Schokolade rauszuholen.
    Deinen Text lese ich heute auch kein zweites Mal. Das mache ich üblicherweise so, wenn ich bei jmd kommentiere. Zu sehr geht er mir gerade ans Herz.

    Ich denke, nein ich weiß, du bist eine tolle Person und bin mir sicher, dass du das noch öfters hören musst.... um nicht zu vergessen...
    Im Moment fühle ich mich öfters wie Schokolade, die zu lange in der Sonne lag. Die letzten Wochen habe ich wieder einiges durchgemacht und mich hier gerade echt direkt angesprochen gefühlt. Fanatastischer Beitrag. ♥

    Wie ein Rotwein mit zartherber Schokoladennote und dem leichten Duft von Rosmarinholz. Im Abgang dann überraschend süßlich wie eine Rote-Beeren-Mischung.
    Schnucki, es geht weiter. Immer.

    Apropos -Was macht die Umschulung zum Sommelier?
    Ich drück dich.
    LG Naddel

    P.S. Das Glas ist leer. Die halbe Tafel aufgefuttert. ;-)

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  9. oh ja..
    ich greife auch gerne zur dunkelsten Sorte
    man kann nie sehr viel davon nachen
    anders als die süßen Versuchungen ..
    dein Vergleich mit dem Leben ist stimmig..
    auch im Leben hält man nur wenige Stückchen aus..
    dann muss es wieder etwas süßer werden..
    doch auch die bitteren Momente werden in der Erinnerung milder
    sie haben uns geformt und wachsen lassen (oder zerbrechen )
    liebe Grüße
    Rosi

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  10. Liebes Meisje,
    wir können es uns nicht aussuchen und müssen nehmen was wir bekommen. Manchmal können wir dankend ablehnen, aber nur manchmal. Die dunkle Schokolage...ja, davon habe ich in meinem Leben auch schon reichlich "vernascht" und die ein oder andere Sorte hat hässlich Flecken hinterlassen.
    Mit den Jahren stelle ich aber fest, dass die Flecken verblassen. Sie verschwinden nie ganz, sollen sie auch nicht. Verblassen reicht völlig.

    Ein toller Post, der mir an Herz und Nieren geht.

    Ich drücke dich ganz fest und schicke dir liebe Grüße
    Nicole

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  11. Das ist seher Schön. Ich möchte auch einmal Probieren. Brautjungfernkleider günstig

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