Zu Gast in der Franche Comtè

12 November

Nicht viele kennen vermutlich die Region Franche Comtè, ein verstecktes und beschauliches Stückchen Frankreich. Eine schöne Unbekannte, in die ich euch heute entführen möchte, bevor wir uns die Schürzen umbinden um uns die Zeit bis Weihnachten mit Vorfreude und Plätzchenbacken  vertreiben.

 
   

 

Eins vorweg: Für den geschichtliches Teil bin ich nicht zuständig. Denn dazu fehlt mir dann doch das Wissen, und vermutlich wäre dieser Beitrag viel zu lang und staubtrocken obendrein geworden. Nein, ich möchte euch viel lieber von der Natur, und meinen Eindrücken dieser verschlafenen Schönheit erzählen ...
Das ich im Herbst gerne noch einmal verreise ist längst kein Geheimnis mehr. So hat es mich im Oktober noch einmal nach Frankreich gezogen.
Die Franche-Comtè liegt im Osten von Frankreich, umgeben vom Lothringen und dem Elsass im Norden, der Schweiz im Osten und dem Burgund im Westen.
Wer Ruhe sucht und die ursprüngliche Natur liebt, ist hier genau richtig aufgehoben. Fernab von Tourismus, zwischen moosbestrumpften Wäldern, quirligen Flüssen und hin gewürfelten Dörfern ist man hier mit der Natur auf du und du.

Dieses Fleckchen Frankreich hat tatsächlich so viele unterschiedliche Gesichter, dass ich gerade gar nicht weiß, wo ich mit meiner Schwärmerei anfangen und aufhören soll. Alles wirkt verschlafen und ein wenig träge, es ist ein bisschen so als befinde man sich auf einer Zeitreise in die Vergangenheit. Ich habe mich oft gefragt, ob in den vom Alter geneigten Häusern wirklich noch jemand wohnt. Mir kam das sehr "arm" vor, aber ich wurde in einem Gespräch mit Patrick eines besseren gelehrt. "Nein, die Menschen hier sind nicht arm, sie sind nur einfach und genügsam. Die Menschen sparen ihr Geld, belassen es auf ihrem Bankkonto und geben es nicht aus."
Das muß man auch erstmal können.


 








Die Hauptstadt der Franche-Comtè ist Besancon und gilt als die grünste Stadt Frankreichs. Silbern umrahmt der Fluß Doubs diese Stadt und man kann herrliche Spaziergänge durch grüne Parks machen oder, was die Franzosen ganz besonders lieben, ein Picknick veranstalten. Gemütliche Gassen laden die wenigen Touristen zum bummeln ein und die Häuser der Altstadt erinnerten mich ein wenig an die Bretagne.

Die beiden Orte Chateau-Chalon und Baumes-les-Messieures sollte man bei seinem Aufenthalt in der Franche-Comtè auf keinen Fall auslassen:

Das beschauliche Chateau-Chalon liegt inmitten von Weinbergen und wirkt beinahe schon ein wenig mittelalterlich, während Baumes-les-Messieures mit seinen romantischen Gassen und schmalen Häusern sehr an die Provence erinnert. Was für eine gelungene Täuschung!
Egal wo man ist, man sollte sich meiner Meinung nach nie zwingend an einen gekauften Reiseführer halten, sondern seine Umgebung viel mehr auf eigene Faust erkunden. Ich glaube, man sollte sich vielmehr treiben lassen. Nur so findet man die schönsten und malerischsten Orte und Plätze wie zum Beispiel die Cascade du Verneau bei St. Nans-sous-Sainte-Anne. 
Man läuft zunächst durch ein kleines Wäldchen und über provisorische Brücken an einem unscheinbaren Bach entlang. Bis sich der Wald  wie ein Geheimnis öffnet und man sich an einem atemberaubenden Ort wiederfindet. Eben noch ahnungslos steht man plötzlich auf einer Lichtung vor einem idyllischen Wasserfall, aus dem Millionen kleinster Edelsteine sprudeln.

 
 

Als absolutes Highlight gilt es den Wasserfall Cascades de Tufs Baume les Messieurs zu nennen, einer der schönsten in ganz Europa. Die Aussicht von oben ist spektakulär, die Ansicht von unten nicht viel weniger und ließ mich bis in meine winzigste Zelle demütig werden.
In solchen Momenten denke ich immer, das Zeit und Natur unglaubliche Künstlerinnen sind und wie schön die beiden Schwestern alles für uns hergerichtet haben. Wir müssen nur genau hinschauen um ihre Geschenke zu erkennen.

 

Wanderen war natürlich unser Hauptziel in dieser Urlaubswoche.
Hier bieten die Täler der Loue eine beeindruckende und eine beinahe pittoreske Natur. Quellen und Flüsse, Hochebenen und Täler, hin gewürfelte Dörfer und weite, einsame Landstriche reihen sich aneinander, eines schöner als das andere. Lautlos und mit einen besonderen Charme. Jeder Stein im Kopfsteinpflaster, jeder Dachziegel und jedes vom Alter gebeugtes Waschhaus.









Wir haben in einem alten Maison du Vigneron übernachtet, etwas außerhalb gelegen. Das Haus sah mit dem rankenden Rosen und Weinranken nicht nur von außen idyllisch aus, auch unsere Zimmer waren sehr französisch und individuell eingerichtet. Patrick und Anneliese haben hier ein richtiges Schmuckkästchen, hell und sehr charmant eingerichtet. Excellence pur und die einzige Ferienunterkunft im ganzen Ort.
Mit Patrick und Anneliese kommt man übrigens auch ohne französische Sprachkenntnisse sehr schnell in ein nettes Gespräch. Die beiden sprechen ein hervorragendes Deutsch mit dem allerschönsten Akzent.
Schetääääm, ich liebe es ;-)

 

 


   


Die französische Küche gehört ja neben der italienischen zu meinem absoluten Liebling. Aber wir waren abends von so viel frischer Luft und Natur völlig platt und hatten keine große Lust mehr, uns großartig um zuziehen und ins Auto zu setzen, um in einem Restaurant zu speisen. Wir machten wir es uns, wie so gerne im Urlaub, mit Baguette, Käse und einer Flasche Vin Jaune, dem gold-gelben Wein gemütlich. Selbst wenn wir eine Kleinigkeit kochen bedeutet das auch immer etwas Kleines zu erfinden und Spaß dabei zu haben. Darum sind zum Beispiel die französischen Supermärkte für uns ein richtiges Paradies.
Die Küche in der Comte ist sehr herzhaft und bekannt für ihre geräucherten Wurst- und Schinkenspezialitäten. Wie in allen europäischen Gebirgsregionen waren die Bewohner früher darauf angewiesen, sich für den Winter mit energiereichen Lebensmitteln einzudecken. Die in der gesamten Region erwirtschaftete Milch wird zu Käse verarbeitet, dem Le Comté, einer Art Hartkäse, der von Feinschmeckern auf der ganzen Welt geschätzt wird.
Unbedingt probieren!


Egal an welchem Fleckchen Frankreich ich in meinem Leben gewesen bin. In der Provence, der Bretagne, der Normandie oder der lieblichen Bourgogne. Es fällt mir immer wieder auf, wie naturverbunden die Franzosen sind.
Sie verabreden sich zu einem Picknick in den Bergen oder an einem See, küssen sich auf jede Wange und schlemmen unter freiem Himmel inmitten der Natur, zaubern Baguette, Wein, Käse, Paté und eine Zitronentarte aus ihrem Korb. Hauptsache sind frische Luft und Beisammensein. Sie machen sich das Leben schön und verstehen es, mit allen Sinnen zu genießen. Le savoir-vivre. Dazu braucht es im Grunde gar nicht so viel.

***

Ich habe ganz vergessen wieviel Spaß es macht, eine nahezu perfekte Urlaubswoche noch einmal Revue passieren zu lassen, wenn auch nur in Gedanken.
Habt einen fantastischen Abend, xox, Meisje 


 




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6 Kommentare

  1. Wunderschöne stimmungvolle Fotos hast du mitgebracht und dein Bericht macht einem so richtig list da auch mal hinzufahren.
    Fernab von jeglichern Reiseführern verschlug es uns im September eher zufällig an die Nordküste von Frankreich und was wir sahen entzückt mich. alles was wir entdeckten war ohne jede Vorkenntnis dieser Gegend - aber doch ein ganz tolles Erlebnis dort gewesen zu sein.

    lg gabi

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  2. Was für ein heimeliges Örtchen...wunderschöne Bilder hast du mitgebracht. Danke für's Teilen und dass du mir die Gegend vorgestellt hast.
    Lieben Gruß und hab einen feinen Tag, Marita

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  3. Was für zauberhafte Fotos! Frankreich ist und bleibt ein wunderbares Fleckchen Erde. Und obwohl ich es selber noch nicht "en nature" erleben durfte bin ich immer wieder sehr begeistert davon! Manche der Häuser auf deinen Fotos erinnern sehr an die Kulisse von "Chocolat"- als Vianne mit ihrer kleinen Tochter bei Wind und Schneetreiben das erste mal in diesen kleinen französischen Ort kommt, den sie peu à peu umkrempeln und ihm fröhliches Leben einhauchen wird. (Einer meiner absoluten Lieblingsfilme! Und ich bin sicher: du magst ihn auch- n'est-ce pas?? ;oD) Ich liebe diese Sichtstein-Mauern, dieses etwas Morbide, an dem der Zahn der Zeit genagt und doch nichts als ganz viel Charme hinterlassen hat! Und ich mag diese genussvolle Art zu leben- das Einfache und Gute ehrend.
    Schön, wie du diese Landschaft, die Menschen und den Lebensstil beschreibst- ich fühlte mich gleich un petit peu à la france!
    Bonne soirée, ma chère, à bientôt!
    Je t'embrasse, Mme Bourdon ;oD

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  4. Ein schöner Eintrag. Deine Bilder sind wundervoll. Ihr hattet bestimmt einen sehr schönen Urlaub und du hast mich neugierig gemacht.

    Eine schöne Restwoche wünsche ich Dir
    Petra

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  5. Was für eine schöne Reise und wunderschöne Fotos, Liebelein.
    Frankreich kenne ich wirklich zu wenig. Das sollte ich wohl schleunigst mal ändern.
    Was, wenn diese vielen alten Mauern erzählen könnten?

    Ich träume dann mal ein bisschen vor mich hin.

    dicken Drücker
    Nicole

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  6. Liebes,
    ich mag solche Gegenden, wo hinter jeder Ecke eine neue Geschichte darauf wartet, aufgehoben zu werden. Winkelige Gassen, steinerne Häuser und der Geruch einer Küche, die auch ich sehr sehr gewogen bin. Alles lebendig und ein wenig elegisch zugleich, das hat seinen eigenen Rhythmus, irgendwie gehen die Uhren an solchen Orten anders, finde ich.
    Sehr schön, danke und eine wundervolle Zeit
    Elisabeth

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