Nach nun zwei Jahren Urlausabstinenz haben wir uns, für unsere Verhältnisse recht kurzfristig, zu einer Reise nach Frankreich entschieden. Genauer gesagt ging es Anfang Juni in die Bretage, der ich als Provenceliebhaberin par excellence zunächst einmal sehr skeptisch begegnete. Doch schon in kürzester Zeit war ich hin und weg von diesem Fleckchen Erde: Einerseits sanft, idyllisch, geheimnisvoll und verträumt. Auf der anderen Seite hingegen stürmisch und rau, aufbrausend, laut und wütend. Dies sind die vielleicht charakteristischen Merkmale der Bretagne, dem westlichsten Zipfel Europas.
Ich möchte euch zunächst in die bretonischen Dörfer entführen, allen voran in das Örtchen Locronan (bretonisch Lokorn), welches es mir so angetan hat. Locronan zählt tatsächlich offiziell zu den schönsten mittelalterlichen Orten ganz Frankreichs. Zerstörungen durch Kriege oder Katastrophen haben die Granithäuser im historischen Ortskern komplett verschont. So darf sich dieser ursprüngliche Ort mit den schmucken Häusern und der Kirche Saint Ronan als Mittelpunkt zu den "Plus beaux villages de France" zählen. Zu den schönsten Dörfern Frankreichs.
Sein Name Locronan leitet sich von Saint Ronan ab, einem aus Irland stammenden Mönch der im 7. Jahrhundert barfuß und in Begleitung eines Engels in die Bretagne kam und hier begraben liegt. Den Berichten zufolge lebte er als frommer und wundersamer Eremit in der Nähe von Locronan. Man sagt, er habe den Bewohnern des Dorfes das Weben gelehrt und tatsächlich beruhte der Wohlstand im Mittelalter auf der Herstellung von hochwertigem Segeltuch.
Die Anreise mit dem WoMo oder dem PKW endet am Rande des Ortes. Hier
müssen alle Besucher ihr Fahrzeug auf den ausgewiesenen Parkplätzen
abstellen, denn das Dorf ist komplett autofrei.
Die hübsche Beschilderung in den Gassen machte Lust, sich die Lädchen auch von innen zu betrachten. Von den schmalen Gassen bekam ich sowieso nicht genug und so ließen wir uns von ihnen treiben und vertrauensvoll entführen, bis wir vor einem urigen, windgebeugten Kirchlein standen. Hinter dem Kirchlein lag ein malerischer Garten, mitten darin steinernes Wasserbecken, in dem eine handvoll Münzen im Licht der warmen Sonnenstrahlen schimmerten. Ein Libellenpärchen feierte gerade Hochzeit auf einer schwimmenden Rosenblüte. Blühende Hortensien bildeten einen natürlichen Rahmen rund um den Kirchhof, keine Menschenseele außer uns weit und breit. Wie konnte ich nicht einige Minuten stillsitzen und meine Füße im kühlen Wasser baden? Das sind diese winzigen Glücksmomente voller Harmonie, die bei mir so gerne haften bleiben. Für den Einen mag es kitschiger nicht gehen. Für mich sind es wahre Energietankstellen, an denen ich mich noch lange bedienen werde.
Erst später habe ich übrigens gelesen, das Roman Polanski an genau diesem Ort den Film "Tess" drehte, nach dem Roman von Thomas Hardy Tess of the d´ Urbervilles.
„. but that’s okay. The journey changes you; it should change you.
It leaves marks on your memory, on your consciousness, on your heart,
and on your body. You take something with you. Hopefully, you leave
something good behind.“
- Anthony Bourdain-
Meine Lieben, es scheint mir unmöglich und nahezu ausgeschlossen, euch Frankreich in nur einem Gang zu servieren. Darum begeben wir uns bei der nächsten Etappe an die malerische bretonische Küste. Die französische Küche kocht schließlich auch in mehreren Gängen. Plus Aperitif und Amuse Bouche ;-)
Bis dahin, au revoir, und einen guten Start in die Woche und passt fein auf euch auf! xxx, Meisje