Kleingedrucktes, aufgeklappt
„Zwei Lagen
Nylon zwischen uns und Kanada. Ist es nicht unglaublich, sich diese
Weite und Ferne vorzustellen?"
Es passiert wirklich selten, das ich ein Buch an einem Stück lese. Aber bei dieser Geschichte war das beinahe der Fall.
Lesetipp: Der Salzpfad
Autorin: Raynor Winn, geboren 1962, unternimmt regelmäßig Fernwanderungen und schreibt über Natur und
Wildcampen. Sie lebt mit Ehemann Moth in
Cornwall. "Der Salzpfad" ist ihr erstes Buch und landete innerhalb kürzester Zeit ganz weit oben auf der Bestseller.
Seitenzahl: 336
Preis als Taschenbuch: 14,99 €
Zusammenfassung laut Klappentext: Alles, was Moth und Raynor noch besitzen, passt in einen Rucksack. Sie
haben alles verloren. Ihr Zuhause. Ihr Vermögen. Und Moth seine
Gesundheit. Mit einem kleinen Zelt machen sie sich auf, den South West
Coast Path, Englands berühmten Küstenweg, zu wandern. Mit einem Mal ist
ihr Zuhause immer nur dort, wo sie gerade sind. Sie kämpfen mit
Vorurteilen, Ablehnung und der Sorge, dass das Geld für den nächsten Tag
nicht mehr reicht. Und zugleich entdecken sie auf ihrer großen
Wanderung das Glück: Herzliche Begegnungen, ihre neu erstarkte Liebe und
die Fähigkeit, Kraft aus der Natur zu schöpfen. Allen Prophezeihungen
zum Trotz führt sie der mehrmonatige Trip zurück ins Leben und öffnet
die Tür zu einer neuen Zukunft.
Gleich zu Anfang habe ich mich gefragt: Geht es denn überhaupt noch schlimmer?
Ãœber das Buch: Alles basiert auf einer wahren Geschichte.
Ray und Moth haben durch eine Fehlinvestition ihren Hof und beinahe ihr
ganzes Hab und Gut verloren, weil sie einem falschen Freund vertraut
haben. Von Heute auf Morgen haben beide ihren Job verloren und sind
obdachlos. Zudem bekommt Moth die Diagnose, an einer unheilbaren
Krankheit zu leiden und die Ärzte raten ihm, sich möglichst wenig
Anstrengungen auszusetzen.
Die beiden beschließen, ihre wenigen Habseligkeiten in einen Rucksack zu stopfen und den South West Coast Path, den längsten Fernwanderweg Englands zu laufen. Dieser Weg, der einst angelegt wurde, um Schmuggler aufzuspüren, führt von Minehead in Somerset nach Poole und ist unglaubliche 1014 Kilometer lang.
Als Ray und Moth los wandern wissen sie nicht, wie weit sie kommen werden, denn sie haben bisher beide keinerlei Erfahrungen im Fernwandern gesammelt.
Die Auseinandersetzung mit dem Tod wird anfangs ihr ständiger Begleiter. Und doch, obwohl Moth zu
Beginn der Reise teils vor Schmerzen kaum laufen bzw. seinen Rucksack schultern kann, geht es ihm
im Laufe der Wanderung gesundheitlich immer besser.
Neben der Wanderung und der gewaltigen Schönheit der Landschaft erfährt man beim Lesen auch die
Härte des Lebens, denn Ray und Moth leiden neben vielen großen
Herausforderung oft großen Hunger. Manchmal reicht es nur für Nudeln oder
Thunfisch, an guten Tagen teilen sie sich manchmal eine Portion Pommes.
Durch ihr weniges Gepäck laufen sie meist in ihren verschwitzen Klamotten, spüren die Blicke der Anderen und die
Peinlichkeit, wenn man sie für Obdachlose hält, was sie ja auch wirklich sind.
Trotz
diesen Erfahrungen, den hohen Temperaturen des Tages, den eiskalten Nächten, den spürbaren Launen des
Küstenwindes, und dem manchmal unablässigen Regen gewinnen die beiden
Wanderer zunehmend an Stärke. Mit jedem Kilometer auf dem
Weg in ihre Zukunft und mit den Anforderungen des Pfades lernen sie, ihr
Schicksal anzunehmen, statt daran zu zerbrechen. Denn während ihre Haut und Haare
zunehmend von Salz verkrusten, wollen sie nichts anderes mehr als diesem
Weg zu folgen und haben Angst vor dem Tag, an dem sie ihr Ziel
erreichen.
Die Beschreibung, wie ihre Körper an Kraft und Form gewinnen und welchen Seelenfrieden es den beiden bringt, einen Schritt vor den anderen zu setzen, auch wenn sie zu verzweifeln drohen, hat mich fasziniert.
Symbolisch war für mich auch eine Szene, die gleich am Anfang des Buches beschrieben wird:
Nach mehr als der Hälfte ihrer Wanderung zelten Ray und Moth auf einer Landzunge, die während der Nacht von Wasser überströmt wird. Sie wachen auf, Moth greift das Zelt und hebt es mit allem, was darin ist über seine Schultern, um ihre Schlafsäcke und Kleidung vor dem Wasser zu schützen. Ist das der Mann, der vor kurzem Schwierigkeiten hatte, einen Rucksack aufzusetzen?
Fazit: Das Buch erzählt die Geschichte einer großen Liebe, von der heilenden
Kraft der Freiheit und macht einfach mit jedem Kapitel Mut, nicht aufzugeben. Dieses Buch inspiriert auf eine ehrliche und
schonungslose Weise.
Auch wenn die Lage
zu Beginn vollkommen aussichtslos scheint, so wie hier in Roys und Moths Geschichte. Die beiden waren mit ihrer Krise ganz alleine – wir sind es nicht.
Bücher wie diese zeigen uns, wie viel ein doch Mensch ertragen kann und
helfen uns, wie ich finde, durch schwere Zeiten.
Von meiner Seite kann ich nur eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen. Nicht nur für alle die, die überlegen eine Fernwanderung zu machen. Sondern für alle, die über sich selbst hinauswachsen wollen.
Meine Lieben, es liegen einige schöne und lesenswerte Bücher auf meinem Lesestapel, von denen ich euch in den nächsten Tagen gerne das ein oder andere hier vorstellen möchte. Ich selbst freue mich auch immer riesig über einen Lesetip und regen Bücheraustausch. Auf diese Weise ist unter Freundinnen und in der halben Nachbarschaft schon ein richtges Lesenetzwerk entstanden.
Für mich ist dieser Sommer ein richtiger Lesesommer, da ich viel weniger unterwegs bin als in all den Jahren zuvor. Bis sich die allgemeine Lage um das Virus etwas entspannt hat, machen wir es uns Zuhause weiterhin so schön wie es nur geht. Und ein gutes Buch gehört meiner Meinung nach unbedingt dazu ; )
Macht es euch fein, bleibt achtsam, und habt fantastische Sommerlesestunden,
xox, Meisje