Eigentlich ist bei uns der Sonntag der offizielle Kuchentag. Aber da der Mann für ein paar Tage verreist ist lag es nahe, ihm ein wenig Proviant mit auf den Weg zu geben. Außerdem verspüre ich bei diesem nass-grauen Wetter immer eine unglaubliche Lust, Kuchen zu backen zu essen.
Was lag da näher, als nach einer viel zu langen Marmorkuchenabstinenz Butter, Zucker, Eier und Mehl zu einer cremigen Liaison zu verrühren? Und lassen sich, statistisch gesehen, "trockene Kuchen" nicht am ehesten unfallfrei transportieren?
Als Hausfrau denkt man ja auch immer praktisch ;-)
Bevor du nun auch diesen Kuchen backst, möchte ich dir vorweg noch folgendes mit auf den Weg geben: So simpel und unaufgeregt wie dieser Kastenkuchen vielleicht aussehen mag: Er schmeckt einfach unfassbar lecker, ist fluffig und saftig zugleich und somit das pure Kuchenvergnügen. Sonntags, unterwegs, beim Familienkaffeeklatsch oder einfach so zum Nachtisch zu einem Tässchen Espresso.
Marmorkuchen war unser treuer Begleiter in der Kindheit und ich war der festen Überzeugung, das dieses Kuchenrezept aus Osterspai stammt, dem Ort wo ich aufgewachsen bin. Marmorkuchen aß man ausschließlich am Sonntagnachmittag gemeinsam mit der ganzen Familie am Küchentisch. Von bunt durcheinander gewürfelten Blümchenteller, die damals stapelweise im Küchenschrank standen. Obstkuchen und Buttercremetorten gab es nur zu besonderen Anlässen wie etwa Kommunion, der Taufe eines Kindes oder den Hochzeiten meiner größeren Schwestern.
In Wirklichkeit stammt dieses Rezept natürlich nicht von meiner Osterspaier Oma.
Es ist noch älter!
Im englischen Sprachraum ist der Marple Cake, wie man ihn da nennt, schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bekannt. In früheren Zeiten wurde der dunkle Teig anstelle von Kakao mit Gewürzen gefärbt. Zum Glück wurden diese dann irgendwann durch dunklen Kakao ersetzt. Ich bin ja bis heute der festen Überzeugung, dass der dunkle Teig noch so ein wenig besser schmeckt als der hellere und versuche immer ganz unauffällig, mir den Teller mit dem dunkelsten Stückchen zu schnappen. Zu meinem großen Glück ist das scheinbar noch keinem aufgefallen ;-)
Bist du bereit, mit mir an einem gewöhnlichen Donnerstsag ein paar Mehlwölkchen in der Küche zu verteilen? Dann nimm Platz in meiner Backstube und freue dich auf meinen ganz persönlichen Kuchenliebling.
Küchennotizen | Marmorkuchen
Zutaten:
250 g weiche Butter
200 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
1 Prise Salz
4 Eier
300 g Mehl
3 Teel Backpulver
80 ml Sahne
30 g dunkles Kakaopulver
Puderzucker zum Bestäuben
1) Den Backofen auf 175 C° vorheizen (Umluft 150 C°)
2) Butter, Zucker Vanillezucker und Salz mit der Küchenmaschine cremig rühren, dann die Eier einzeln unterrühren, bis ein glatter Teig entstanden ist. Mehl und Backpulver mischen, und im Wechsel mit der Sahne unterrühren.
3) Die Hälfte des Teiges in eine ausgefettete Kastenform füllen und glattstreichen. Unter den restlichen Teig das Kakaopulver rühren und auf den hellen Teig streichen. Mithilfe einer Gabel nun den dunkeln Teig spiralförmig unterheben. Den Kuchen im vorgeheizten Ofen ca. 55 Minuten backen. Die Stäbchenprobe wird empfohlen!
4) Die Form aus dem Ofen nehmen und etwa 15 Minuten auskühlen lassen. Erst danach vorsichtig auf ein Kuchengitter stürzen und erkalten lassen. Vor dem Anschneiden mit Puderzucker bestäuben.
TIPP: Für ein wenig Raffinesse einfach eine Handvoll Nüsse, Trocken-Früchte oder Schokotropfen unter den dunklen Teig mischen.
EXTRATIPP: Damit der Kuchen schön locker wird habe ich mir angewöhnt, das Mehl durch ein Sieb zu geben und Butter sowie Eier vorher aus dem Kühlschrank zu stellen. Beide sollten zimmerwarm temperiert sein.
Schwer zu glauben, dass ich bis heute keinen einzigen Blümchenteller besitze. Wenn ich mir mein Geschirr so betrachte, ist da gar nichts drauf. Dafür habe ich seit neuestem ein wunderschönes Blumenbild.
Ihr hättet meinen Gesichtsausdruck sehen müssen, als ich es auf dem Weg zum Briefkasten am Straßenrand im Sperrmüll entdeckt habe.
Ist es nicht Vintage, Nostalgie und Shabby Chic in einem?
Es hat, wie ich finde, so etwas von Sofasonntagsglück. Ich mag es jedenfalls sehr.
Euch eine ganz fabelhafte Restwoche, das Wochenende ist zum Greifen nah!
xox, Meisje