Kleingedrucktes | Café Engel
09 Oktober# Kleingedrucktes
"Es ist ein heißer Tag gewesen, einer jener frühen Sommertage im Mai, die die Häuser und Anlagen der Stadt zum Leuchten bringen."
Marie Lamballe - aus Töchter der Hoffnung -
Ich weiß nicht ob ich mich hier schon einmal geoutet habe, aber ich bin so extrem kurzsichtig, das ich meine Söhne ohne entsprechende Sehhilfe nur schwer unterscheiden kann. Ich muss immer mal wieder aufpassen, nicht versehentlich dem Briefträger um den Hals zu fallen, weil ich glaube es ist mein Mann der früher nach Hause kommt und klingelt, weil er seine Schlüssel vergessen hat. Das wird noch einmal ganz schlimm enden.
Zu meinem Glück gibt es solche Sehhilfen wie Contactlinsen, die ich
seit dreißig Jahren trage und die ich nicht mehr missen wollte. Für
mich sind diese kleinen, unscheinbaren Linsen eine der größten
Erfindungen überhaupt.
Mit dem Schmuddelwetter beginnt wieder die Zeit, um es sich drinnen gemütlich zu machen. Was gibt es da schöneres als ein Buch das auf einen wartet, auf das man sich freut weil es einen packt oder einfach so schön geschrieben ist. Ein Buch das den Alltag so ein wenig in den Hintergrund rückt, das einen abtauchen und die Welt ringsherum lässt.
Lesetipp: Café Engel, von Marie Lamballe
Über die Autorin: Marie Lamballe wuchs in einer Theaterfamilie auf, beide Eltern waren Schauspieler am Wiesbadener Staatstheater. Sie studierte Literatur und Sprachen, legte die Prüfungen für das Lehramt an Gymnasien ab, wurde jedoch durch den Einstellungsstopp an hessischen Schulen vor einer Karriere als Lehrerin bewahrt. Stattdessen begann sie zu schreiben, zunächst Kurzgeschichten, später Theaterstücke, Drehbücher und Romane. Inzwischen lebt sie als freie Autorin in der Nähe von Frankfurt | Main und hat unter verschiedenen Pseudonymen zahlreiche Romane veröffentlicht.
Über das Buch: Das Café Engel ist ein Besuch wert – und da der Roman der erste Teil einer Trilogie ist, wird es auch häufiger besucht werden. Die Familie Koch heißt jeden Besucher jedenfalls aufs herzlichste Willkommen.
Marie Lamballe entführt den Leser in die Zeiten des Zweiten Weltkrieges, vor allem in die Jahre nach Kriegsende. Zentraler Ort ist das heimelige Café Engel in Wiesbaden, ein Treffpunkt für Künstler aller Art und das Zuhause von Hilde, einer dynamischen, starrköpfigen jungen Frau, die während des Krieges ihr Herz an einen französischen Arbeiter verliert. Zusammen mit ihren Eltern Else und Heinz und den Künstlern Addi und Frau Künzel verstecken sie die Jüdin Julia bei ihnen. Trotz allen Gefahren, die das Verstecken mit sich bringt und der Tatsache, dass sie es direkt vor den Augen von einem der größten Naziverfechtern der Stadt machen, der zu ihrem Leidwesen zu ihnen in die Wohnung über dem Café Engel ziehen musste.
Neben der Wiesbadener Familie Koch spielt Luisa Koch eine große Rolle, denn in den Romanen wird auch ihre Geschichte erzählt: Von ihrer Kindheit als uneheliches Kind eines Adeligen und der damit verbundenen Abneigung der Großmutter und schließlich ihre Flucht. Zunächst aus familiären Gründen, später aufgrund des Krieges. Ihr Weg führt sie schließlich nach Wiesbaden zum Café Engel und nach anfänglichen Schwierigkeiten verbindet sie mit Hilde bald mehr als nur der gemeinsame Aufenthalt.
Hilde und Luisa stehen im Mittelpunkt der Handlung, doch nicht
allein. Es wird zwischen verschiedenen Perspektiven gewechselt, um
möglichst viele Facetten aus der Zeit abzudecken. Zusammen mit der Jüdin Julia
erlebt der Leser das Versteckspiel und später die ungewohnte Freiheit. Mit dem Vater Heinz gelangt man in französische Kriegsgefangenschaft und mit
Hildes großer Liebe Jean-Jacques, kehrt man zurück nach der Familie in Frankreich und zum
Weinanbau. Jeder versucht den Krieg zu verarbeiten und irgendwie
wieder in den Alltag zurückzufinden. Jeder erlebt in und nach den Kriegsjahren Schicksalsschläge. Doch irgendwann kreuzen sich
alle Wege der Protagonisten in dieser Geschichte.
Fazit: Durch den flüssigen, angenehmen Schreibstil ließen sich die Bücher wie ich finde gut lesen. Vielleicht ist der häufige Perspektivwechseln nicht Jedermanns Sache, aber ich habe mich wirklich immer sehr auf eine Lesestunde bei der Familie Engel gefreut.
Das Café Engel ist kein dramatischer Kriegsroman oder eine romantische Geschichte im Schatten des Krieges. Nein, es sind vielmehr viele kleine Geschichten, die so oder so ähnlich hätten passieren können oder die vielleicht sogar passiert sind. Die Saga der Familie Engel wirkt echt und authentisch, die Thematik des zweiten Weltkrieges ist längst jedem bekannt. Die Gräueltaten und die Entbehrungen dieser Zeit, sowie die unterschiedlichen Schicksale ebenso. Dennoch musste ich manches mal schlucken und das Buch auch einmal zur Seite legen, um das Gelesene erst einmal zu verdauen.
Die Geschichten und die Entwicklung der einzelnen Charaktere waren sehr interessant zu beobachten. Das Wiesbadener Café Engel hat es immer wieder aufs neue geschafft, mich zum Verweilen und Entspannen an seinem Tisch am Fenster einzuladen. Als Leserin fühlte ich mich in der gemütlichen Atmosphäre dieses Cafès unglaublich wohl und habe angenehme Stunden mit der gesamten Familie Koch und den Bewohnern der Wilhelmstraße verbracht.
Hier die drei Romane der Café Engel Saga im Überblick:
Café Engel Band 1: Eine neue Zeit
Café Engel Band 2: Schicksalhafte Jahre
M eine Lieben, nun ist der Herbst auch hier so richtig ins Land gezogen und die Außenbestuhlung wurde bereits Anfang der Woche aufgehoben. Die tiefhängenden grauen Wolken versprechen für das Wochenende viel Regen. Es ist wirklich nicht zu leugnen das es überall herbstelt. Und doch kann es noch gar nicht glauben, das sich der Sommer nun endgültig verzogen hat. Aber es ist nun einmal nicht zu ändern, und irgendwie liiiiiebe ich diese gemütliche Zeit, die so speziell und ganz besonders ist.
Ich wünsche euch ein sehr grandioses Wochenende, xox, Meisje
2 Kommentare
Liebe Elke,
AntwortenLöschenich muss gestehen, ich bin ja seit meinem 3 Lebensjahr Brillenträger.
Erst weitsichtig mit plus 10 Dioptrin und so langsam Richtung pupertät wurde daraus eine Kurzsichtigkeit. Stimmt ! Wir können da echt viel mehr sehen. Das merke ich an meinem Mann und auch im dunkeln komme ich besser zurecht. Zu blöd nur, das es sich mit jetzt hüstel* 53 ganz schön wandelt und so langsam meine Arme beim lesen mit benötigt werden. *heul* Eine Gleitsichtbrille kommt für mich aber nicht in Frage. So lange ich zuhause noch ohne Brille alles sehen kann. Nö....
Danke für diese tolle Buchvorstellung und dein Outing.
Liebe Grüße
elke von elkevoss.de
Ich musste herzlich schmunzeln über deine Worte, also über die Sache mit mit den immer länger werdenden Lese-Armen ; ) Sie scheint allerdings eine ganz natürliche Laune der Natur zu sein, denn ich beobachte viele in unserem Alter, die mit ausgetreckten Armen die Speise- oder Landkarte studieren.
AntwortenLöschenNein, eine solche Brille käme für mich auch nicht infrage, da ich ja "ohne" eigentlich alles ganz scharf stellen kann. Und das herrlich entspannt.
was das Café engel betrifft bin ich mr ganz sicher, das auch dir diese Geschichte gefallen wird. Ich habe mich immer sehr auf ein paar schöne Lesestunden gefreut und konnte beim Lesen den Alltag einfach ausknipsen.
Ich wünsche dir einen ganz fantastischen Sonntagnachmittag du Liebe, mach es dir so behaglich wie es nur geht und geniesse deine schöne, freie zeit. Alles Liebe, xox
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