Vintageliving

06 Februar

#Vintageliving | Ein zweites Leben für einen Blumenstrauß

Immer mehr Dinge zu besitzen mag  für viele der Herzschlag des Lebens sein. Geld zu besitzen scheint die Eintrittskarte in ein "besseres Leben" zu sein. Wir sind in einer Zeit gefangen in der es uns schwerfällt, das Lebensnotwendige von dem Begehrlichen zu unterscheiden. 
Corona hat unserem Konsumverhalten zwar einen Dämpfer verpasst, doch so bewusst und umsichtig wir uns auch zu verhalten versuchen, die Verlockung ist einfach zu groß und rund um die Uhr präsent. Ein Klick, schon landet wieder etwas im Warenkorb und wird innerhalb kürzester Zeit bis vor die Haustüre geliefert. Die Mitarbeiter der Paketdienste sind schon seit Monaten völlig überlastet und mental wie körperlich längst an ihre Grenzen gestossen. 
Ich selbst habe mich in der letzten Zeit oft gefragt: Was brauche ich wirklich?
 
Ich denke mich hat die Krise gelehrt, noch bewusster mit dem was ich habe umzugehen. Und das Gesundheit und Wohlbefinden vermutlich die kostbarsten Dinge sind die wir überhaupt besitzen können.

 
 
 
 
 

Seit ich denken kann liebe ich es, meine Umgebung immer mal wieder zu verändern. Dabei mag ich mir überhaupt nicht ständig etwas neues dazukaufen, sondern ich versuche dem Vorhandenen mit wenigen Handgriffen ein neues Gesicht zu geben. Mit wenig Aufwand und kleinem Budget spiele ich bis heute am allerliebsten was vermutlich daran liegt, dass ich als alleinerziehende Mutter sehr vieles improvisieren musste. Ich lernte aus Tischdecken Vorhänge und Kissen zu nähen und umgekehrt, um eine heimelige Atmosphäre zu schaffen. Ich spielte mit Stoffen, experimentierte mit günstigen Altertümchen vom Flohmarkt und tünchte mit weißer Farbe so manchen ausgedienten Stuhl, den Freunde mir schenkten. Auf knapp siebzig Quadratmeter kreierte ich einfache wie hübsche, monochrome Stillleben auf praktisch jedem Fitzelchen Platz das ich fand. Das waren Treibholz und  Muscheln, mit Sand gefüllte Gläser, hübsche Federn, Garnspulen und Perlen, Teetassen und Blumenvasen, vorzugsweise in vergessenen Creme- und Sahnetönen. Kerzen und ein Stapel Bücher sorgten für Behaglichkeit. Ich setzte auf Zufallsobjekte und blieb diesem Stil treu. Das Leben bietet einfach in manchen Zeiten nicht besonders viel Poesie und so lernte ich, mir mit einfachsten Mittel  meine eigene zu schaffen. 

Für manchen mag ein Kissen mit Spitze drumherum, ein verschnörkelter Kerzenleuchter, eine verblichene Fotografie oder eine Handvoll getrockneter Blumen vielleicht Kitsch bedeuten. Für mich sind es Liebhaberstücke, mit denen ich eine Geschichte und Erinnerung verbinde. 
Ich bin der festen Meinung, das ein Hauch schlechter Geschmack, natürlich vorsichtig und in konzentrierten Dosen eingesetzt, den guten Geschmack hervorheben kann. Gegensätze ziehen sich an, und der Mix macht bekanntlich die Summe. Erst wenn dieser stimmt, fängt für mich ein Raum an zu vibrieren und seine eigene Melodie zu summen. 

 

 

 
Vorletzte Woche wartete am Abend ein dicker Blumenstrauß von meiner Schwiegertochter auf mich. Cremefarbene Rosen mit duftendem Ginster dazwischen. Bildschön!
Die Blumen hielten sich beinahe zwei Wochen in der Vase. Doch bekanntlich sind Blumen vergängliche Schönheiten. Leider. Bevor ich einen verwelkten Blumenstrauß komplett entsorge prüfe ich nach, ob ich nicht noch etwas davon retten kann. Sehr oft sind gerade die Nebendarsteller noch brauchbar. 

 
 
Ich entferne die welken Blätter von den Stielen und entsorge alles, was riecht oder faulig ist. Rosen zum Beispiel lassen sich ganz wunderbar trocknen. Dazu umwickele ich die Stiele einfach mit brauner Juteschnur und hänge sie kopfüber an einen warmen Ort zum trocknen. Auch Pfingstrosen eignen sich prima zum Trocknen. Sei es aus Sentimentalität oder einfach nur aus Liebe zu einer ganz bestimmten Blume. Getrocknete Blumen haben einmalig nostalgische Farben und erzeugen so einen ganz herrlichen Kontrast zwischen Marotte und Chic.
Aus meinem Blumenstrauß habe ich den Ginster noch für gut befunden, ebenso das herrliche Blattgrün, mit dem die Floristin jeden Blumenstrauß umrahmt.
Hiervon habe ich kleine Buketts gemacht und sie in leere Aperitif Flaschen gesteckt. Aus Draht lassen sich prima Aufhänger biegen, aber ein Stück Schnur tut hier auch seinen Dienst. Ebenso kann man mit hübschen kleinen Gläsern verfahren, indem man den oberen Rand umwickelt und sie mit Teelichtern bestückt. Bei Einbruch der Dämmerung malen sie die schönsten Mosaike an Decke und Wand.
 
 

 

 

Meine Lieben. Ich hätte für euch viel lieber ein Paar Frühlings-Sonnenbildchen gepostet. Aber heute will es hier gar nicht richtig hell werden, der Samstag ist keine Spur freundlich oder auch nur im Ansatz durchwachsen. Er ist dauertrüb und grau und es gibt wirklich absolut nichts, das mich nach draußen ziehen will. Ich denke, ich verteile schnell noch ein bisschen Muckel Stimmung mit Tee und Kerzenschein, bevor ich aufs Sofa verschwinde und meiner Kuhle jetzt den letzten Schliff verpasse.  Happy weekend meine Lieben. Packt euch gut ein und bleibt gesund.  xox, Meisje

 


 

You Might Also Like

15 Kommentare

  1. Langsam fuhr ich mit dem Auto an einem Betthaupt welches am Straßenrand stand, vorbei. Hm, eigentlich ganz hübsch...ich durfte es mitnehmen. Es bekam ein wenig weiße Farbe, ein paar Schattierungen, die Beine ragten in die Höhe - anstatt nach unten - und bekamen von mir noch kleine Holzkegel aufgesetzt. Einen alten Spiegel ließ ich vom Glaser passend auf die Füllung schneiden und der Vers von David Hume schien mir absolut passend: "Die Schönheit der Dinge liegt in der Seele dessen, der sie betrachtet". Wie du so aus deinem (Er)Leben berichtest, aus dem Vorhandenen, noch das Beste zu extrahieren um etwas Neues zu kreieren, macht auch mich unsäglich glücklich und froh! Und ich bin überaus zufrieden, dass ich in meinem Fundus immer noch etwas entdecke, wo ich gerade jetzt ! gebrauchen kann. In diesem Sinne, liebe Meisje, lass uns weiterhin und immer mehr, erquickliche Dinge tun! Ach ja und Ginster...ich liebe ihn, wer hätte es gedacht.... Sei behütet meine Liebe!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich kann gerade gar nicht aufhören zu lächeln überd eine Bettgeschichte ; )
      Man muß einfach nur ganz genau hinschauen (was nicht nur den Sperrmüll betrift ...), um den Dingen eine neue Funktion zu geben. Ich liiiiebe deine Phantasie so sehr, und du fehlst mir hier. Du könntest ein Buch mit deinen fantastsischen Geschichten füllen meine Liebe.
      Fühl dich auch ganz fest gedrückt, und bleib weiterhin aufmerksam und tapfer. xox, dein Meisje

      Löschen
  2. Seuffzzz...hab gestern einen laaaaangen Kommi zu diesem schönen Post geschrieben und ihn mit einem unbedachten Klick ins Nirwana befördert.... Jetzt also noch einmal!
    Ich bin, wie so oft, ganz bei dir, liebes Meisje! Pflanzen kann ich ja sowieso beinahe nicht in den Müll schmeissen- die leben doch! Und deshalb versuche ich auch immer, sie bis zum letzten Zweiglein so lange wie möglich "hinüberzuretten". Die Idee mit den Fläschchen im Geäst ist ganz zauberhaft!
    Auch in unserer Wohnung gibt es beinahe nur Möbel aus dem Broki, geerbte oder geschenkt bekommene. Die neu gekauften sind definitiv deutlich in der Unterzahl! Die (alten) Sachen haben einfach viel mehr Charme, und wenn man selber noch Hand angelegt hat, dann steigt auch ihr ideeller Wert deutlich!
    Dieses "ich habe, also bin ich!" macht mich manchmal beinahe verrückt. Wieso hat der Mensch dieses so ausgeprägte Bedürfnis, sich über seinen Besitztum zu definieren? Ich versteh das nicht. Und gerade jetzt, wo die ortsansässigen Geschäfte so dringend darauf angewiesen wären, dass man sich geduldet, bis sie wieder öffnen dürfen, und DANN bei ihnen einkauft....holt sich die ganze Welt per Mausklick allen möglichen Kram ins Haus von dem ich überzeugt bin, dass 80 % davon überflüssig sind.
    Also bleibt mir nur, einfach unverdrossen weiter meinen Weg zu gehen und zu versuchen, den einen oder andern darauf aufmerksam zu machen, dass ein Leben nicht vom Haben, sondern vom Sein geprägt wird.
    Dein Post jedenfalls könnte einen Teil dazu leisten. Merci dafür!
    Einen schönen Sonntag dir, ganz ❤️liche Grüsse!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ... und ich bestehe gaaaanz fest darauf, das du diesen, deinen Weg ganz genauso weitergehst liebe Frau Hummel. Denn alles andere wärst nicht DU.
      Etwas bescheidener zu leben bzw. umsichtiger mit den Dingen umzugehen, bedeutet nicht Eleganzverweigerung. Genau das Gegenteil ist der Fall. Weniger als ein aufgeblähtes Mehr.
      Frage: Was möchtest du Lieber? Ein Blumensträußchen, fein in Zeitungspapier gehüllt und mit Kordel umwickelt oder ein Blumensträußchen in mehrere Lagen Plastikfolie umwickelt?
      Lass mich raten ; )

      Ich wünsche dir eine fantastische Restwoche mein liebes Hummelchen, alles alles Liebe für dich bis wir uns wiederlesen!!!

      Löschen
  3. Liebes Meisje,
    was für ein toller Post und die Bilder erst. 😍 Ich danke dir für diese dezenten Farben, die gerade sooo schön passen. 👍 Wenn ich mir Blumen unbedingt in die vier Wände hole dann mache ich das genau so wie du. Deine Nebendarsteller haben einen tollen Auftritt bekommen. Ich habe jetzt ein Bild von einer Kaffeetasse und einer Kerze im Kopf, eine Dekoidee für die Kaffeetafel, mal sehen... .
    Ach ja, hier wird nur Stoff bestellt da es leider keinen örtlichen Laden gibt. Ansonsten benutzen wir das was wir haben. 😁

    Habe noch einen tollen Sonntag und ganz liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea 🍀

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Andrea, das freut mich risig, dass ich dich ein weing inspirieren konnte. Mir geht es auf deiner schönen Seite übrgens ganz ähnlich. Mich hast du jedenfalls auf Anhieb mit deinen schönen Ideen überzeugt.
      Oft lässt sich aus Stoffresten auch nióch etwas tolle zaubern. Ich erinnere mich da an den ersten Lockdown bzw. daran, wie wir aus allen möglichen Resten Masken genäht haben. Es war eine Herausforderung, aber es war unser Beitrag um zu helfen.
      Pass mir gut auf dich auf liebe Andrea, und hab eine gute, fantasische Restwoche. xox, dein Meisje

      Löschen
  4. Ich liebe deine Blogbeiträge und deine zauberhaften Bilder.
    Deinen heutigen Text kann ich voll und ganz nachvollziehen, das sind auch meine Gedanken und sie fühlen sich für mich gut an.
    Ich habe in meinen heutigen Blog Beitrag deinen wunderbaren Blog verlinkt, ich hoffe du bist einverstanden damit.
    Liebe Grüße und einen zauberhaften Februar wünsche ich dir.Edith

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Edith, ich kann dir gar nicht genug für deine lieben Zeilen danken! Sie machen mich fast sprachlos, wow! Du hast mich mit deinen Worten so glücklich gemacht!
      Ich freue mich riesig, das ich ein bisschen etwas von meinen Gedanken hier schreiben und sie mit euch teilen kann. Dann habe ich das Wichtigste erreicht. Ich dachte ich hätte ich hätte dich längst auf meinem Blog verlinkt, aber scheinbar verwechsele ich das gerade mit Instagram. Ich bin mamchmal ziemlich verschusselt und ich fürchte fast, es wird noch schlimmer ; )

      Jedenfalls schicke ich dir eine ganz liebe Umarmung und wünsche dir eine fantastische Restwoche. Pass gut auf dich auf, alles Liebe, dein Meisje

      Löschen
  5. Liebe Meisje,
    was bin ich gerne hier bei dir und deinen heimeligen Bildern und poetischen Texten. Ja, ich bin ganz bei dir, wenn es darum geht, nicht immer gleich alles haben zu müssen und das, was man hat, nicht immer gleich zu entsorgen. Ich mag Dinge mit Geschichte(n), auch wenn es nur ein paar Ginsterzweige sind. Übrigens liebe ich weißen Ginster wirklich sehr.
    Alles Liebe und einen guten kleinen Februar
    Elisabeth

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Elisabeth, vielen Dank für deinen Besuch und deine immer so wunderbaren Zeilen! Ich gebe dir recht, es kommt immer darauf an, was wir aus den Dingen machen. Oftmals braucht es nur einen kleinen Funken und zack, ist eine neue Idee geboren. DU bist darin die größte Künsterlin und machst aus den einfachsten Mitteln einmaliges.
      Dir auch einen fantastischen, kleinen Restfebruar. Nicht zu fassen, das mehr als die Hälfte schon wieder vorbei ist.
      xox, dein Meisje

      Löschen
  6. Liebe Elke,

    ja genauso empfinde ich das im Moment auch und versuche aus meinen vorhandenen Dingen Neues entstehen zu lassen oder in anderer Art weiterzuverwenden. Wunderschön sieht das aus und sehr schön war es wieder hier Deine Zeilen lesen zu können und die romantischen Fotos zu betrachten, ich nenne das Balsam für die Seele. Dankeschön.

    Herzliche Grüße
    Kerstin und Helga

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ihr Lieben, wow ist das schön, das ihr hier gewesen seid. Große Freude ; )
      Ich bin auch immer wieder erstaunt, was mit mit wenigen Handgriffen alles verändern lässt, es muß gar nicht immer neu sein. Es ist viel zu selbstverständlich geworden, immer wieder neue Deko in den Warenkorb zu legen, die dann doch irgendwann wieder in den Schrank wandert und dort ihr Dasein fristet. So schön, das wir da ganz ähnlich ticken ; *
      Danke von Herzen für deine Worte zu meinen Bildern. Ich gebe alles, damit es so bleibt.
      xox, Meisje

      Löschen
  7. Du hast eben geschrieben - das hätte aus meinem eigenen Leben sein können. Und damit sind wir auch nachhaltiger als so mancher (in meinen Augen) Möchtegern-Umweltbewußter.
    Übrigens, ich hätte erwartet, das grad der Ginster als erster schlapp machen würde. Der Strauß war wirklich ein Traum!
    Paß Du auch gut auf Dich auf!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Jaqui, keine lebt diesen Lebenstil wie du. Du machst aus jedem noch so unscheinbaren Fitzelchen etwas großes, einmaliges. Ich betrachte und staune, auf welche Ideen du immer kommst, und wie dir alles leicht und effizient von der Hand geht, wow!
      Der Ginster hat wirklich noch lange in der Vase gehalten. Nun sind bei mir allerdings auch die ersten Frühlingsblumen (Ranunkel) eingezogen. Ihrem Reiz konnte einfach nicht länger wiederstehen ; )

      Ich bin auch gerne zuhause, es ist und bleibt für mich der schönste Ort auf der ganzen Welt. Klar, hin und wieder vermisse ich das Spontane. Rausgehen, sich mit der Familie oder der Freundin treffen. Aber das wird schon wieder, mit dem Frühling sind wir ja eh viel mehr draußen und da trifft es sich zum Glück leichter.
      Was mir extreme Sorgen bereitet ist die Zukunft derer, dessen Existenz nun in Schieflage gerät und deren Zukunft so ungewiss ist.
      ich wünsche dir eine fantastische Retswoche, fühl dich (aus der Ferne) fest gedrückt!

      Löschen
  8. p.s.: mich belastet diese ganze Situation erstaunlich wenig. Eigentlich hat sich nicht viel für mich geändert. Zuhause war ich auch so die meiste Zeit.

    AntwortenLöschen

Lass uns ein paar Gedanken da ...


Instagram