Alltagsgedanken | Frohe Ostern

04 April

#Alltagsgedanken

Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen. Sie ist zwar schon eine Weile her, aber jedes Jahr an Ostern fällt sie mir wieder ein und spukt in meinem Kopf herum. Wisst ihr eigentlich wie das Dorf heißt, in dem ich geboren wurde? O s t e r s p a i ; )

 

 

 

Als ich ein kleines Mädchen war, liefen wir Geschwister über die Feldwege und Wiesen, unweit des Dorfes in dem wir aufgewachsen sind. Wir sprangen über kleine Zäune, Gräben und umgefallene Bäume. Um uns herum zugewucherte Wiesen und Waldflächen, so weit das Auge reichte. Halbverfallende Gartenhütten, verlassene Gärten um die sich keiner mehr kümmerte. Verwuchterte Zäune, wild zugewachsen mit Gestrüpp, alten Kirschbäumen und wilden Kräutern deren Namen ich bis heute nicht kenne, die aber wunderschöne Blüten hervorbrachten. Nicht selten machten wir uns bei unseren Streifzügen  die Knie schmutzig, oder scheuerten sie uns auf an Hecken oder Ästen, die über die Wege wuchsen. Das Gras piekste an den kurzen Beinchen, während wir über die Wiesen liefen und wilde Blumensträuße pflückten. Mit Himmelschlüssel, Kuckucksblumen und Arme voller Wiesenschaumkrautwolken kehrten wir flink nach Hause, um alle verfügbaren Eimer, Blechdosen und Weckgläser mit Wasser zu befüllen und mit unseren Wildblumen Arrangements zu bestücken. Wir Mädchen eröffneten auf dem Gartentisch einen Verkaufsstand und hofften darauf, dass die Großmutter uns ein Sträußlein abkaufte. 

Im Frühjahr hatten wir Steinchen und leere Schneckenhäuser in den Hosentaschen. Im Herbst Tannenzapfen, Nüsse und glänzende Kastanien. Im Sommer stopften wir uns den Bauch mit Kirschen voll bis wir das Gefühl hatten beinahe zu platzen. Im Winter zogen wir unsere Schlitten hinauf auf die Weiden, um sie mit voller Fahrt wieder herunterzurutschen. Unser Leben als Dorfkinder war herrlich
und einfach, wir waren täglich draußen in der Natur unterwegs. Es waren andere Zeiten.

 


 

Ich erinnere mich an Osterspaziergänge, am Rand eines größeren Waldes, entlang eines schmalen Feldweges. Der Wald erschien er mir damals groß und verzaubert, aber das spielt in meiner Geschichte keine besonders große Rolle. Alles roch nach Frühling und Freiheit. Die ersten Schmetterlinge tanzten in der Wärme und das Leben kehrte nach dem Winter zurück. Wir, die kleineren Geschwister liefen und hüpften voran und hielten heimlich Ausschau nach dem Osterhasen, an den wir natürlich nicht mehr glaubten. Jedenfalls nicht offiziell. Bis da plötzlich auf dem Weg zwischen Klee und Grasbüschen glänzende Papierchen in der Sonne blitzen. Überrascht blieben wir stehen und nahmen die bunten Papierchen unter die Lupe, die sich bei näherer Betrachtung als Schokoladen- und Zuckereier entpuppten. Wie vom Himmel auf den schönen Weg gefallen, direkt vor unsere Füße, lag das kleine Glück in buntes Glitzerpapier gewickelt. Für uns  Kinder die schönsten Leckereien!

Vor lauter Freude fiel uns gar nicht auf, dass die größeren Geschwister uns mit wissender Miene und einem verräterischen Grinsen uns folgten und amüsiert dabei zusahen, wir wir unsere Errungenschaften in die Hosentaschen steckten. Ich habe wirklich nie mitbekommen, wie sie die Eier an uns vorbei auf den Weg schmuggelten. Eierweitwurf vermutlich, aber eigentlich spielt es gar keine Rolle. Manche Geschichten sollte man einfach nicht immer hinterfragen, sondern zu den anderen Dingen in die Hosentasche stopfen. Man sollte sich ein paar Dinge bewahren, so unpopulär sie im ersten Augenblick vielleicht auch erscheinen mögen. Ehrlich gesagt glaube ich nicht daran, das es die großen Geschichten sind die uns im Gedächtnis bleiben. Viel mehr glaube ich daran, das es die unscheinbaren sind, die uns aus- und glücklich machen.

 


Noch heute setze ich mich gerne in mein Auto, um die Stadt hinter mir zu lassen und in das Dorf zu fahren, in dem ich aufgewachsen bin. Hier scheint die Welt noch still, die Straßen nicht so stark befahren und der Wald so lebendig. Manches mal laufe ich den "Osterweg", der mir viel winziger als damals erscheint, aber noch so vertraut. Zwischen morschen, zugewucherten Bäumen blühen wieder die Himmelsschlüssel und lassen mich staunen. Ich spüre den Geruch den Frühlings der sich über den Weg legt und höre dem Specht zu, der irgendwo in der Nähe unermüdlich an einem löchrigen Baum klopft. Ein Greifvogel zieht über mir am Himmel seine Kreise und genau in diesem Moment fühle ich mich erfüllt und unglaublich zufrieden. Und weiß, alles wird wieder gut.

Wunderschöne Ostern mit vielen kleinen, großen Geschichten. Und alles Liebe. xox, Meisje

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13 Kommentare

  1. Liebes Meisje,

    solche Erlebnisse sind doch die schönsten und wenn man diese mit seinen Kindern irgendwann teilen kann und selbst der Osterhase ist dann ist das doch noch einmal viel schöner. Meine Kiddies haben sich heute bei mir für den schönen Tag bedankt und das ist doch viel mehr wert als wenn wir uns über die Situation ect. ärgern. Bewahre dir diese Erlebnisse im Herzen und teile Sie ab und zu mit deinen Lieben.

    Einen schönen Ostersonntag und viele liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea

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    1. Liebe Andrea, es nutzt ja keinem, wenn wir nur noch mit gunzelter Stirn zuhause sitzen und nur über das Kommende grübeln. Lieber an etwas schönes denken, sich an kleinem freuen, an einem kleinen großen Lob zum Beispiel. Schöner gehts doch nicht oder?!
      Dir eine ganz wunderbare neue Woche, schön das du hier gewesen bist!!!

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  2. Eine schöne Erinnerung liebe Meisje,
    Und der Name ist doch Program für ein schönes Osterfest.
    Dazu Deine stimmungsvollen Bilder, da ist weniger einfach mehr.
    Dir einen schönen Osterabend, ganz lieben Gruß
    Nicole

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    1. Vielen dank für deine liebe Nachricht Nicole. Gerade noch war ich mit dir im Neuwieder Zoo und habe die Erdmännchen, übrigens auch mein eheimlichen Lieblinge, bewudndert. Tolle Idee so ein Zoobesuch, ich warte aber lieber auf besseres Wetter. Hier schneit es Flocken statt Kirschblütenblätter vom Himmel. Gute Woche für dich, xox

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  3. DAS sind doch die Geschichten, liebes Meisje, von denen wir alle ein Leben lang zehren! Die sich immer wieder wie ein warmer Schal um die Seele legen und die guten Gefühle von damals aufsteigen lassen. Auch ich könnte wohl ein ganzes Buch mit solchen Erinnerungen und Anekdoten füllen. Was man darin allerdings nicht festhalten könnte sind die Gerüche, Geräusche und Düfte, die sofort Bilder in meinem Kopf aufsteigen lassen. Der von frisch gebackenen Waffeln z.B., oder der Duft von Maiglöckchen, die in Omas Garten beeteweise mit den Köpfchen nickten. Oder das Zischen, das beim Öffnen einer Flasche vom Hollundersekt entstand, den meine Grossmutter immer selber ansetzte (ich erinnere mich nur zu gut, wie sie den Zapfen mit einem Schnürchen am Hals festband, damit er sich während des Gärprozesses nicht selbstständig machen konnte)..... Auch wenn wir vorwärtsgerichtet leben und die Tage oft nur so an uns vorbeifliegen, so sind diese Erinnerungen eine der Essenzen, die ein Leben wirklich ausmachen, nichtwahr?
    Und weisst du, was das Schöne ist? Dass jeder Tag die Chance bekommt, zu einer solchen schönen Erinnerung zu werden.
    Also lass uns alles geniessen, was an Gutem um uns ist. Auch wenn die Zeiten gerade sehr speziell sind- die wahren Werte sind alle noch vorhanden!
    Ganz herzliche Grüsse!

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    1. ... die sich wie ein warmer Schal um die Seele legen ... Hummelchen, ich warte auf dein Geschichstbuch, in dem Mai- und Schneeglöckchen mit ihren Köpfchen nicken und der Duft von Omas Hollundersekt mir in der Nase kitzelt (das Schnürchen am Flaschenhals kommt mir auch irgendwie bekannt vor ...)
      Hummelchen, was muss ich tun, damit du deine Erinnerungen in Form eines Buches aufschreibst, hm???
      Vielen Dank für deinen wunderschönen Kommentar! Ich wünsche dir eine fantastische Frühlingswoche, xox, dein Meisje

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  4. Oh liebe Meisje, wie schön du das beschrieben hast...
    In diesen schönen Erinnerungen bin ich ganz bei dir.
    Auch wenn die Zeiten gerade ungewöhnlich und schwer sind, die Menschen, welche Liebe erfahren haben, werden sie auch weiter geben und damit Hoffnung verbreiten.
    Sei ganz lieb gegrüßt von
    Heike

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    1. Ja liebe Heike, die Geschehnisse in der Welt sind wirklich sehr besorgniserregend und verbreiten Angst. Wie schön ist es da, sich hin und wieder in alten Geschichten verlieren und sie weiterzugeben. Das ist wie wenn sich ein wärmendes Tuch um die Schulter legt. Wie ein Seelenpflaster das einem sagt, es wird auch wieder gut.
      Dir meine Liebe, nun eine ganz wunderbare neue Frühlingswoche, xox, dein Meisje

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  5. Oh wie wunderbar, liebes Meisje!
    Deine berührende Erzählung ruft ganz viele ähnliche Erinnerungen in mir wach!!! Welch ein Glück, ganz sicher verbunden mit einer großen Dankbarkeit, wenn man eine solch wundervolle Kindheit erleben durfte. Die prägt und sie reicht dann irgendwie für ein ganzes Leben...
    Dir alles Liebe und 1000 Dank
    Heidi

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    1. Liebste Heidi, gerade war ich ein Weilchen in deinem schönen Garten spazieren und als ich zurück kam, lese ich deine lieben Worte hier.
      Ja, du hast recht. Ich empfinde diese geschwisterlichen Erinnerungen heute noch als ein großes Geschenk und blicke voller Dankbarkeit auf unsere leichte Kindheit zurück. Wir sind sehr bescheiden aufgewachsen, das kannst du dir bei acht Geschwistern ja vermutlich gut vorstellen. Aber ganz genaus das uns uns zu den Menschen geformt, die wir heute sind.
      Danke für deine lieben Worte und tolle Gedanken. Alles Liebe und pass gut auf dich auf. Dein Meisje

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  6. Hallo Meisje,
    was für eine schöne Geschichte. Hier war es ganz ähnlich und es kommen beim lesen so viele schöne Erinnerungen hoch.
    Liebe Grüße
    Silke

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    1. Das freut mich natürlich sehr liebe Silke. Hin und wieder sollten wir einfach einmal stehen bleiben und darauf zurückblicken, wir einfach und schön es damals war. Erinnerungen wärmen einfach so gut, nicht wahr?
      Fühl dich fest umärmelt und pass gut auf dich auf. Alles Liebe, dein Meisje

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