Kleingedrucktes | Libellenschwestern

18 April


Welche kleinen Alltäglichkeiten machen euch gerade glücklich?
Die Frage mag einige angesichts der derzeitigen, ungewissen Situation überraschen. Vielleicht ist es aber gerade jetzt wichtig, vermehrt Dinge zu tun, die einen glücklich manchen. So kann man aus dem Ganzen vielleicht etwas sogar etwas Positives ziehen. 
Wie sieht zum Beispiel eure Freizeitbeschäftigung zu Hause gerade aus? 
Für mich bleibt momentan nach Feierabend etwas mehr Lesezeit als üblicherweise.
Falls das bei dir auch der Fall sein sollte, möchte ich diese Gelegenheit für eine Buchempfehlung nutzen.
   

   
"All jenen, die Waisenkindern helfen, ein Zuhause zu finden. 
Ich wünsche euch, dass ihr euch stets dessen bewusst seid, wie wertvoll eure Arbeit und eure liebevolle Hingabe sind." 
                                                                                                                         (Zitat Buchanfang)


Lesetipp:
Libellenschwestern von Lisa Wingate

Roman 478 Seiten,  € 10,99
www. blanvalte.de

Die Geschichte der Libellenschwestern beschäftigt sich mit den Waisenhäusern der "Tennessee Children’s Home Society." Diese Einrichtung gab es wirklich. Ihre Leiterin, Mrs Georgia Tann, betrieb ihr Adoptions-Business in Amerika bis zum Jahr 1950. Sie verdiente bis dahin mit illegalen Adoptionen eine Million Dollar (was heute etwa 10 Millionenen Dollar entspricht). Nach öffentlichen Enthüllungen ihrer grausamen Machenschaften konnte Georgia Tann allerdings nie zur Rechenschaft herangezogen werden, denn nur wenige Tage danach starb sie an Eierstockkrebs, den zu behandeln sie verweigert hatte.

Zweifellos hat sie tausenden Kindern ein neues Zuhause gegeben. Doch viele dieser Kinder waren gar keine Waisen. Von der eigenen Veranda gestohlen, am Wegesrand eingesammelt bzw. den verzweifelten Eltern entrissen waren diese Kinder nichts anderes als Geldmaschinen.

Der Covertext: Für Avery Stafford hat das Leben kleine Geheimnisse. Bis sie eines Tages auf die neunzigjährige May Crandall trifft. Die Fremde erkennt ihr Libellenarmband, ein Erbstück, und besitzt auch ein Foto von Averys Großmutter.
Was hat May mit ihrer Familie zu tun? Averys Interesse ist geweckt. Sie beginnt zu recherchieren und stößt schon bald auf ein unglaubliches Geheimnis, das sie zurück in ein dunkles Kapitel ihrer Familiengeschichte führt ...



Das Buch hat mich bewegt. Das liegt nicht nur an dem realen Hintergrund, dem diese Geschichte zugrunde liegt, sondern daran, dass die Autorin es geschafft hat, mir die Personen nahe zu bringen, die sie in diesem Roman handeln und agieren lässt. Sie wachsen einen ans Herz, man möchte immer weiter lesen und weiter lesen, hat Angst um sie und möchte erfahren, wie diese Geschichte endet. Ich wünschte mir ein gutes Ende für sie und spürte dennoch, dass es so ein richtig gutes Ende es gar nicht mehr geben konnte.

 


Die Geschichte besteht aus zwei Zeitebenen. Der historische Teil beginnt auf einem Hausboot auf dem Mississippi. Hier führt die zwölfjährige Rill Foss mit ihren Eltern Queenie und Briny und ihren vier jüngeren Geschwistern eine glückliche Kindheit. Als eines Abends bei der schwangeren Queenie die Wehen einsetzen, kommt es zu Komplikationen. Das Leben von Mutter und den ungeborenen Zwillingen ist in Gefahr, sie muss sofort in das nächste Krankenhaus nach Memphis gebracht werden. Briny begleitet sie und lässt die fünf Kinder alleine auf dem Hausboot zurück.
Am nächsten Tag holen Polizisten die Kinder ab um sie angeblich zu ihren Eltern ins Krankenhaus zu bringen. In Wirklichkeit aber haben sie einen ganz anderen Plan. Die Kinder werden in ein Kinderheim gebracht und hier beginnt ein entsetzlicher Alptraum ...

Knapp 80 Jahre später: In der zweiten Erzählung steht Avery Staffort im Vordergrund. Hier ist sie die erzählende Person. Ihr Vater ist ein bekannter Senator und sie soll in seine Fußstapfen treten. Ihre Tage sind angefüllt mit Presseterminen und mit Besuchen in der Öffentlichkeit. Ihr Zeitplan ist perfekt durch getaktet und akribisch organisiert.
Bei einem Auftritt in einem Altersheim, bei dem sie einer Bewohnerin zum 100jährigen Geburtstag gratuliert, wird ihr von einer anscheinend verwirrten Bewohnerin ihr Libellenarmband entwendet. Avery ahnt schnell, dass viel mehr dahinter steckt und beginnt zu recherchieren. Was hat es mit dem Foto auf dem Nachtisch der alten Dame auf sich? Und warum sieht die eine Frau darauf aus wie die jüngere Version ihrer eigenen Großmutter?
Averys Neugierde ist geweckt und sie lässt nicht locker, bis sie die ganze Wahrheit kennt ...


 
 

Die abwechselnde Erzählweise von damals und heute erzeugt eine unglaubliche Spannung, hauptsächlich in dem historischen Teil. In diesem wird es zutiefst emotional für den Leser. Man kann und mag sich die Grausamkeiten, die die Kinder damals ertragen mussten, kaum vorstellen. Doch leider ist es vielen Kindern, die damals in die Fänge des Kinderheimes und dieser Organisation gelangt sind, so oder so ähnlich passiert.

Ein Ausgleich für die aufgewühlten Gefühle ist der neuere Teil. Zwar ist dieser Teil weniger dramatisch, bietet aber auch Gefühle, die nur in eine andere Richtung gehen. Hier geht es um  Familienbande und um die Frage, was einem wichtig ist. Um um das, was man aus seinem Leben macht und welchen Gefühlen man folgt.



 
 






Auch wenn Lisa Wingates Geschichte der Foss Geschwister eine Fiktion ist, so steckt nichts anderes als die Wahrheit in ihr. Wenn uns das Schicksal dieser Kinder und der Skandal um die Tennessee Children`s Home Society etwas lehren dann ist es die Tatsache, dass Babys und Kleinkinder, ganz egal aus welchen Teilen der Welt sie auch stammen, keine Waren, Gegenstände oder unbeschriebende Blätter sind, wie Miss Tann ihre Schützlinge häufig bezeichnet hat. Sie sind menschliche Wesen mit einer eigenen Lebensgeschichte, eigenen Bedürfnissen, Hoffnungen und Träumen.

Mit diesem Buch gibt die Autorin den Kindern von damals eine Stimme, sie bleiben in Erinnerung und geraten nicht in Vergessenheit.
Bitte unbedingt lesen!
 

eine Lieben, bleibt gesund bis wir uns wiederlesen. Alles Liebe, Meisje

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2 Kommentare

  1. Liebes Meisje, das hört sich sehr interessant an- ich mag Bücher, die zwar in Romanform, aber doch auf Tatsachen basierend geschrieben wurden. Die berühren einem oft sehr!

    Ich finde, dass die Pandemie grundsätzlich (hoffentlich) auch viel Positives hervorbringt. Meine Hoffnung beruht darauf, dass vielen Menschen bewusst wird, in welchem Hamsterrad sie sich vorher befanden und wie gut ihnen ein Runterfahren der allgemeinen Lebenssituation doch eigentlich tut. Jedenfalls höre ich solche Sätze in letzter Zeit oft, erstaunlicherweise auch von Menschen, von denen ich es defintiv niemals erwartet hätte....

    Mein Leben hat sich durch Corona so gut wie gar nicht verändert. Ich shoppe ja auch "sonst" nicht, besuche keine Bars und selten Restaurants, meine sozialen Kontakte finden im Job, beim Reiten und über die sozialen Medien statt- so wie jetzt auch. Also vermisse ich absolut nichts- ausser vielleicht mal wieder einen Haarschnitt. Aber der ist ja nicht überlebenswichtig, und ausserdem öffnen bei uns die Coiffeure übernächste Woche wieder.....
    Ganz ehrlich? Ich wünschte mir, die Ruhe, die jetzt herrscht, würde Corona überdauern. Es ist einfach herrlich, dass gerade irgendwie alles so verhalten und gemächlich geworden ist. Ich bin ja eh' schon ein sehr entspannter Mensch- aber jetzt ist diese Ruhe wirklich fühlbar geworden, und sie tut einfach nur gut! Und die Natur, die kaum schöner sein kann als jetzt, trägt noch einen grossen Teil dazu bei. (Gestern Abend und nachts hat es mal wieder so richtig geregnet- man konnte beinahe hören, wie die Natur aufgeatmet hat. Und heute sieht alles aus wie frisch gewaschen- sooo schööön!)
    Hab einen wunderbaren Sonntag, ganz herzliche Grüsse!

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  2. Liebes Hummelchen, hier hat es in der Nacht und am Tag auch ganz tüchtig geregent und ich konnte beinahe hören, wie die Erde vor Freude tief geseufzt hat. Der April war hier am Rhein so warm und trocken wie schon seit Jahren nicht mehr. Nun heißt es tieeef durchatmen. Für Mensch und Natur.
    Es tut gut sich nach einem "Maskentag" im KH zuhause bequem zu machen, vorzugsweise mit einem guten Buch, mit einem schönen Magazin oder hier einfach nur eine Blogrunde zu drehen. Das macht den Kopf frei. An erster Stelle steht nach der Arbeit nun natürlich ein schöner langer Spaziergang, am liebsten in der Natur.
    Es ist beinahe unwirklich schön im Augenblick, und wie du schon sagst (schreibst) ist diese momentane Ruhe eine ganz andere. Mir fehlt nichts. Und doch werde ich allmählich so ein wenig "Coronamüde", vielleicht liegt es an der Unsicherheit, vielleicht liegt es an dem Mundschutz, den wir hier nun so oft tragen müssen. Es ist einfach anstrengend. Mir kommt es jedenfalls so vor.
    Liebes, pass gut auf dich acht. Mach genau so weiter: geh raus, erfreue dich an den vielen großen Kleinigkeiten, die uns die Natur schenkt und bleib "positiv", damit meine ich dein Gemüt, nichts andderes ;-) Alles alles Liebe, und einen wundervollen Mai, xox, dein Meisje

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