Behind the scenes # Nachtschicht
13 April
Herzlich Willkommen in meiner neuen Rubrik " Behind the scenes."
Hier werde ich euch von meinem Leben hinter dem Bloggen erzählen. Keine Sorge, es wird hier natürlich weiterhin fleißig gebacken, diätet und gewerkelt, außerdem werde ich ausführlich von meinen Reisen und meiner Liebe zu Schokolade berichten. Und natürlich meine Alltagsgedanken aufschreiben.
Behind the scenes. Heute schlagen wir uns gemeinsam eine Nacht in der Klinik um die Ohren.
# Nachtschicht Hast du Lust?
Eigentlich arbeite ich ganz gerne in den Nächten. Im Krankenhaus ist
es nachts ganz anders als in der normalen Tagesroutine. Es ist dunkler,
natürlich. Und die Geräusche sind ganz anders als am Tag.
Nachts
meldet sich immer die Müdigkeit. Sanft und lautlos schleicht sie sich
heran, wie eine Katze im Dunkeln. Um dir die Hand zu reichen. Sie gähnt
dir genüsslich was vor und versucht dich mit all ihren möglichen Mitteln
zu umgarnen. Dafür hat sie ein Händchen und ein feines Gespür.
Ignorieren funktioniert nicht. Noch ehe du es bemerkst wickelt sie dich
in ihren weichen Kokon. Die Müdigkeit hat alle Nächte nur für sich
reserviert.
Nachts erscheinen die Dinge wirklich ganz anders. Liegt das
an dem zu vielen nächtlichen Schwarz? An dieser ganz besonderen Stimmung?
Es kommt immer der Punkt an dem es schwierig wird, sein Augenpaar zu koordinieren. Du gibst ihnen das Kommando: Aufbleiben! Aber die Versuchung ihm nachzugeben so süß und verlockend.
Meistens passiert mir das so zwischen drei und vier. In den Nächten, in denen es ganz ruhig ist frage ich mich oft, warum ich ausgerechnet diesen Job gewählt habe. Berufung?
Solche Nächte sind eine super Voraussetzung für viel zu viele Süßigkeiten und eine Handvoll spannender Halluzinationen. Die wenigen, noch wachen Gehirnzellen arbeiten im Standby Modus und spielen wirklich alberne Streiche mit dir.
1.) Du musst die Kollegin für das Blut anrufen und verwählst dich mindestens dreimal dabei. Weckst den Internistischen Hintergrund, die Rufbereitschaft für das Röntgen und versehentlich auch noch die OP Schwester. Nur so macht man sich neue Freunde ;-)
Nie ist eine Nacht wie die andere. Ist die erste langsam und zäh, vergeht die zweite wie im Flug. Die zweiten sind mir die liebsten.
Diese, wenn du mit nichts mehr rechnest und gedankenverloren an deinem Kaffeebecher nippst, passiert wieder alles auf einmal: Ein Sanitäter stürmt in die Halle und brüllt schon vor der Notaufnahme "Rufen Sie sofort den Diensthabenden Kollegen aus der Herzchirurgie!" klingelt auch noch das Telefon und die Leitstelle meldet einen Hubschrauber mit einem Internistischen Notfallpatienten an.
Genau in diesem Moment fährt auf dem Parkplatz ein weiterer Wagen vor: Schnittwunde mit dem Steakmesser. Um viertel vor vier .... #alsob. Die Begleitperson kollabiert in Anbetracht der blutenden Wunde. "Bleiben Sie ruhig, und atmen Sie gleichmäßig ein und wieder aus!"
In dieser Nacht hat Dr. Wolf sie alle gerettet und ganz nebenbei auch noch den Fahrer vom Probentransport von seinem hämmernden Kopfweh befreit. Solche Nächte verfliegen noch schneller als man das Wort Ambulanz buchstabieren kann. Und höchstwahrscheinlich werde ich nach so einer Nacht den ganzen Tag durchschlafen.
Ich fühle mich herrlich erschöpft und freue mich auf dem ganzen Nachhauseweg auf mein himmlisches, wunderbares, göttliches Bett. Vielleicht esse ich vorm Schlafengehen noch ein Stückchen Schokolade, vielleicht lese ich noch ein paar Seiten in meinem Buch. Bis mir die Augen zufallen. Und es jetzt endlich dürfen.
Das schönste Wochenende! Meisje
12 Kommentare
Ui, ich glaube, das wäre keine Schicht für mich.
AntwortenLöschenMir fallen ja abends um zehn Uhr die Augen zu.
Und dann so alleine vor seinem Schreibtisch mit leeren Aufzügen und irgendwelchen Schritten?
Ach nö, dann lieber im kuscheligen Bett.
Ich bewundere Dich Du Liebe und hoffe, die nächsten Nachtschichten vergehen für Dich wie im Flug.
Ganz lieben Gruß
Nicole
Deinen Post habe ich gelesen und bin voller Bewunderung, wie du deinen Dienst versiehst. Danke, dass du uns daran teilhaben lässt und ganz nebenbei: danke, dass du dafür bereit stehst. Herzlichen Gruß, Theresa
AntwortenLöschenLiebe Elke,
AntwortenLöschenschön, dass es Menschen wie Dich gibt, die nachts ein Auge auf die Kranken haben, ihr seit die Helden des Alltags mit viel zu geringer Bezahlung immer am Limit. Ich arbeite ja auch im Klinikum Konstanz, allerdings in der Pathologie und habe zum Glück geregelte Arbeitszeit von 8 bis 16 Uhr. Früher war ich in der Gastronomie und da hab ich auch so die eine oder andere Nacht mit Hochzeiten, Geburtstagsfeiern etc. auf der Insel Mainau verbracht und gearbeitet wenn andere schon lange schlafen. Heute wollte ich das nicht mehr machen.
Hab ein schönes Wochenende mit viel Sonnenschein, liebe Grüße sendet Dir Burgi
Liebe Elke!
AntwortenLöschenHut ab, ich könnte mich glaube ich beim besten Willen nicht wachhalten. Ich schaffe es am Abend kaum länger als halb zehn, dann geben die Augenlider nach. Ich bewundere jeden der das schafft.
Liebe Grüße, Nicole
Liebe Elke,
AntwortenLöschenHut ab vor den Jobs mit Nachtschicht!
Dafür bin ich wohl auch nicht gemacht,aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Danke,daß du uns mal eine Nacht mitgenommen hast in deinen Arbeitsalltag!
Ganz liebe Samstagsgrüße von
Kristin
Meisje, was für ein Post, WOW!
AntwortenLöschenBin sowas von geflasht, großartig, wie du all diese kleinen Details und Begebenheiten in Szene setzt und mit dem typischen Meisje Humor unterzeichnest. Und wie du über das Dunkle, die Gummibärchen und die leeren Fahrstühle schreibst… ich hatte fast Gänsehaut, habe gelacht, obwohl in Wirklichkeit nicht komisch war. Deine Beobachtungsgabe ist brillant.
Was du über deinen schwierigen Punkt zwischen 3 und 4 Uhr morgens schreibst – die Schlafforschung hatte es bestätigt, dass genau jetzt physiologisch gesehen allertiefste Nacht ist, unabhängig davon, ob wir schlafen oder nicht.
Und noch etwas ist mir aufgefallen - auch, wenn dein Jobschwierig ist und die Schichtdienst von dir Kraft, Nerven und was weiß ich noch abverlangt – über all dies schreibst du mit so viel Liebe und Humor, wow… du nimmst es so, wie es ist, und machst du das Beste draus.
Du bist mit dir selbst im Reinen, liebes Meisjelein.
Danke für diesen großartigen Post, alles Liebe von deiner Grażyna
Den Post hab ich grad verschlungen- und ja, leider gibt es vermutlich viele Menschen, denen garnicht bewußt ist, was so (auch nachts) in einem Krankenhaus so "los" ist - wie es den Menschen so (er)geht, die dafür sorgen, dass die zu versorgenden Menschen es gut haben.
AntwortenLöschenIch wünsche mir, dass Du noch ganz viel davon erzählen wirst! - und danke, dass Du ein solcher Mensch bist, der dafür sorgt, dass es den Menschen gut geht!, Jacqui
Liebe Elke,
AntwortenLöschenich könnte niemals nie nachts arbeiten und auch nicht in einem Krankenhaus, ich würde mich neben jeden Verletzten legen, da ich kein Blut sehen kann, aber toll, dass es so Menschen gibt wie dich die so einen Job wuppen, was täten wir ohne euch, falls ich mal nicht mit dem Rücken zur Wand sitze und ein Messer im Kreuz hab oder ähnliches, wir wären total aufgeschmissen, sehr schön geschrieben und dazu noch amüsant, alles Liebe vom Reserl
Liebe Elke,
AntwortenLöschenja, ich kann es nachvollziehen wie es ist, weil ich auch schon oft nachts gearbeitet habe:) man muss es mögen und es ist eine Berufung, bin froh dass ich es nicht mehr machen muss aber es geht und es funktioniert !!!! Danke, dass du uns daran teilhaben lässt. Liebe Grüße
Karina
Hallo Elke,
AntwortenLöschenwunderschön geschrieben... Du arbeitest auf de Notfallstation? Ich arbeite seit 26 Jahren in der allgemeinen Notfallstation... und sehr oft sieht man von der Intenvität der Arbeit keinen Unterschied zwischen Tagdienst und Nachtdienst... Nachtwache habe ich nie gerne gemacht... und jetzt mit 50 habe ich auf 2Tage im Monat reduziert...
Wünsche dir einen wunderschönen Tag
Liebe Grüße
Silvana
Liebstes Meisje,
AntwortenLöschenich weiss genau, wovon Du schreibst:-)nur schleicht sich die Müdigkeit bei mir nicht an wie eine Katze, eher wie ein hungriger Löwe...und verfolgt mich die ganze Nacht.
Am liebsten würde ich so langsam aufhören mit der Nachtschicht oder vielleicht nur eine machen:-) eine winzigkleine...
glg Susanne
Hallo Elke,
AntwortenLöschengenau so habe ich mir Nachtschicht vorgestellt, und ich weiß, dass ich in diesem Beruf nicht bestehen würde.
Nicht wegen der Verletzungen und Erkrankungen sondern wegen des Wachbleibenmüssens.
Spätestens um 2 Uhr wäre nichts mehr zu retten - die Augen wären zu und ich nicht mehr zu wecken.
Ich habe so einen Respekt vor Menschen, die das machen, weiß ich doch durch (wenige) Krankenhausaufenthalte, welch eigentümliche Stimmung in den leeren Gängen vorherrscht.
Da kann ich nur Danke sagen an alle, die diese Aufgabe übernehmen.
Liebe Grüße
Gudrun
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