Lesetipp | Die Winterfrauen

21 Januar

Kleingedrucktes | Lesetipp

Die Winterfrauen-Trilogie
Autorin: Astrid Ruppert

"Sollte ich jemals eine Tochter haben, dann wird das, was sie fühlt, mir immer wichtiger sein, als das, was die anderen sagen. Und wir werden zusammen lachen, bis wir uns die Tränen wegwischen müssen. Meine Tochter und ich: Wir werden lachen." 
 
Meine Lieben, kann man eigentlich besser in ein neues Jahr starten als mit einem guten Buch? In diesem Falle sogar gleich drei guten Büchern? Ich jedenfalls kennen nicht viel besseres.

Denn oh ja, es ist Winterzeit und gerade jetzt, wo momentan draußen noch so eine Kälte herrscht, kenne ich persönlich keinen besseren Platz als meine Leseecke. Während ich einen Blick aus dem Fenster werfe, wo es sich eine Handvoll Eisblumen auf dem Kirschlorbeer gemütlich niedergelassen haben, kann ich mich behaglich in die Kissen kuscheln, an meinem Teechen nippen und mir meine Wolldecke notfalls bis hoch unters Kinn ziehen. Die kleine Kerzenflamme auf dem Tisch neben mir vollzieht einen ausgelassenen Tanz. Es scheint als freue sie sich darüber, dass ich ihr heue Gesellschaft leiste. Hand auf`s Herz, wie könnte man diese Lesemomente nicht lieben?

Nicht zu jedem passt natürlich diese gechillte Entspannungsechnick aber ich habe herausgefunden, dass es mir gerade herrlich guttut und ich mir manchmal wünschte, tief in meiner Sofakuhle zu versinken um darin zu überwintern. Funktioniert irgendwie nicht ; )

Wenn hier vielleicht rein zufällig jemand so ähnlich tickt wie ich es gerade bevorzuge, dann schnappt euch einen Becher Tee, legt eure Füße hoch und putzt noch schnell eure Lesebrille. Macht es euch gemütlich, neben mir in meiner Leseecke ... wartet, ich rutsche ein wenig zur Seite damit Platz für alle ist! Alle bereit für ein wenig Kleingedrucktes, für einen frischen Lesetipp? Hier kommt er:

Die Winter Frauen Trilogie! Thank me later, denn auch ihr werdet sie  l i e b e n !

 

 

Über die Autorin: Astrid Ruppert studierte Literaturwissenschaften und arbeitete zunächst als Fernsehredakteurin. Erst durch eine unfreiwillige Auszeit aus einem straff durchgetakteten Leben erinnerte sie sich, das sie bereits als Mädchen davon geträumt hat, Schriftstellerin zu werden. Es folgte ihr erster Roman: "Obendrüber da schneit es", eine warmherzige Weihnachtsgeschichte, die kurz nach Erscheinen des Romans verfilmt wurde. "Es ist nie zu spät, sich fast vergessenen Träume zu erfüllen", so Astrid Ruppert. 


Band 1: Leuchtende Tage, 493 Seiten, ISBN 978-3-423-21842-9

Becoming who you are, can be the hardest thing in the world - Ellen De Generes

Dies ist der Auftakt einer Familien Trilogie. Und was für einer! Was für ein wundervolles Buch! Im ersten Teil werden so viele, wichtige und interessante Aspekte  behandelt wie die Sehnsucht nach Freiheit, einer bedingungslose Liebe, Mut und Freundschaft, von Mutter-Tochter Beziehungen und der Suche nach dem eigenen Selbst und noch vieles vieles mehr. 

Im Mittelpunkt steht die eigenwillige Lisette Winter, die in einer Sommernacht 1906 ihr strenges großbürgerliches Elternhaus aufrund der Liebe zur Mode und zu dem jungen Schneidergesellen Emile verlässt. Die beiden fliehen ins Rheingau, wo sie sich inmitten der Weinberge ein selbstbestimmtes Leben erhoffen. Schon bald macht sich das Paar mit seiner extravaganten Reform-Mode einen Namen. Doch dann beginnt der erste Weltkrieg und mit ihm neue Herausforderungen ...

Hundert Jahre später begibt sich Lisettes Urenkelin Maya auf Spurensuche in die Vergangenheit und nach und nach entfaltet sich für Maya die bewegende Geschichte der Frauen in ihrer Familie und ihre eigene. 

Mir hat der erste Roman so sehr gefallen, das ich es nur schwer abwarten konnte die beiden nächsten Bücher aus dieser Reihe zu lesen. Astrid Ruppert hat authentische, liebenswürdige, vor allem starke weibliche Charaktere geschaffen in die man sich sofort hineinversetzen kann. Besonders Lisette hat mich beim Lesen und mitfiebern gleich in mein Herz geschlichen. Was für eine großartige und mutige Frau in der damaligen Zeit! 

"Und ich dachte plötzlich, dass wir Winterfrauen doch eine Gemeinsamkeit hatte. Uns verband etwas, das man nicht auf den ersten Blick erkennen konnten. Wir waren Ausreißerinnen. Wir liefen gerne weg. Auch vor uns selbst. Aber, und das war die große Frage, kamen  wir auch an?"

   

 

Rupperts Schreibstil ist einfach nur wunderbar und tief geprägt von einer bildhaften und mitreißender Sprache. Bereits innerhalb des ersten Teils verknüpft die Autorin geschickt die Gegenwart mit der Vergangenheit über vier Frauen-Generationen hinweg. Die Zeitebenen von 1888 bis 2006 sind sinnvoll miteinander verwoben, so dass man beim Lesen absolut nicht durcheinanderkommt.

Fazit: Leuchtende Tage ist der bewegende Auftakt einer Trilogie über die Frauen der Familie Winter, die auf jeweils ihre eigene Art danach streben so zu sein, wie sie sein wollen. Teil Eins ist ein tiefsinniger, bewegender sowie vor allem ein sprachgewaltiger Roman mit großartigen Frauen die viel Mut aufbringen, um ihre Träume zu verwirklichen. Und um frei zu sein, um sich selbst zu finden.

 

Band 2: Wilde Jahre, 455 Seiten, ISBN 978-3301-6-423-26

Wohin gehen wir? Immer nach Hause - Novalis

Diesen Band habe ich ganz besonders genossen denn zu recht nennt er sich Wilde Jahre! Lisettes Enkelin Paula geniesst das Leben in vollen Zügen. Sie verfügt über eine wundervolle Stimme und möchte Sängerin werden. Doch für ihre Eltern zählt nur die Arbeit auf dem Hof. Aber zwischen Schweinen, Hühnern und Kartoffeln fühlt sich Paula alles andere als wohl und flieht aus der Enge ihres hessichen Heimatdorfes. Paula sucht die Freiheit im swinging London. Mit ihrer großen Liebe ist sie dort glücklich. Sie liebt das Leben an der Nordküste, die Sonne auf ihrer Haut und vertilgt Unmengen an Fish & Chips.

"Wer war diese junge Frau, bevor sie meine Mutter wurde?"

Ihre Tochter Maya hingegen geht mehr nach ihrer Mutter Charlotte. Bei ihrer Großmutter Charlotte fühlt Maya sich geborgen und verstanden. Maya liebt das beständige Leben an einem Ort, das sie bei ihrer Mutter nicht haben kann, da diese als Sängerin städig unterwegs ist. Denn Paula zieht ständig um sobald sie die Chance wittert beruflich Karriere zu machen. Dabei merkt sie nicht, wie sehr Maya sich von ihr entfernt. Nie erzählt Paula ihrer Tochter, wer ihr Vater ist. Doch irgendwann begibt Maya sich auf Spurensuche nach ihrem Vater und ihr Weg führt nach London.

Fazit: Ich werde einmal alles ganz anders machen als meine Mutter. Als Teenager haben wir sicher alle einmal so gedacht. So auch die Winter Frauen. Dennoch merken die Winter Frauen irgendwann, dass sie viel mehr von ihren Müttern übernommen haben als sie es für möglich hielten. Und ich bemerke es beinahe täglich an mir selbst ; )

Wie gerne möchte ich bei Charlotte auf dem Bauernhof meinen Urlaub verbringen und ein Stückchen ihrer weltbesten Schwarzwäder Kirschtorte probieren. Anschließend würde ich Lisette in ihrem knallbunten Haus inmitten der Weinberge des Rheingau besuchen, mir alle ihre fantastischen Kleider vorhalten und mich damit im Spiegel betrachten. Wie gerne möchte ich mit Paula London unsicher machen und mich mit Maya auf Spurensuche begeben ... 

Eine Geschichte die fesselt. Auch diesen Teil konnte ich kaum aus der Hand legen!

 

 
 

Band 3: Ein Ort der sich Zuhause nennt, 474 Seiten, ISBN 978-3-423-26270-5

Was nun einmal ist und auch nicht umzuändern, siehe: das bist du - Peter Rühmkorf

Vorab, mit diesem dritten und letzten Teil der Geschichten um die Winter Frauen hat sich Astrid Ruppert in meinen Augen selbst übertroffen! Niemals hätte ich gedacht, dass sich ausgerechnet hinter Charlotte so eine tapfere und mutige Frau verbirgt, kam sie doch in den beiden ersten Bänden als bieder und altbacken daher. Doch als die als immer stille, zurückhaltende Frau Charlotte ihr Schweigen bricht, entfaltet sich eine große, schicksalhafte Geschichte von Schuld und Verrat, vom Überleben im zweiten Weltkrieg und von einer großen Liebe. 

Diese Geschichte hat ebenso wieder einmal gezeigt, was für eine brutale Vergangenheit Deutschland hat. Sie hat mich traurig und oft sehr nachdenklich gemacht, und Rupperts emotionaler Schreibstil hat mir hin und wieder eine Träne entlockt. 

Wir können nur hoffen, dass nie wieder so schlimme Zeiten wie damals kommen. Alleine der Gedanke daran lässt mir das Blut in den Adern gefrieren!

 

 

Fazit: Ich habe beim Lesen der drei Bände alle Frauen in mein Herz geschlossen. Dabei war Lisette in den ersten Bänden meine ganz persönliche Heldin. 

Paula hat für ihre Liebe alles gegeben, ist dabei stur ihren Weg gegangen und hat versucht, Maya eine gute Mutter zu sein. Aber auch Maya trifft mutige Entscheidungen und ihr haben wir zu verdanken, dass viele Geheimnisse nun gelöst sind. Maya zeigt uns in dieser Geschcihte, dass man selbst mit großen Ängsten großes bewirken kann!
Denoch gehört am Ende meine größte Sympathie Charlotte, dieser tapferen, mutigen Frau die rein aus Liebe zu ihrer Tochter das Leben geführt hat, welches eigentlich gar nicht ihren Wünschen entsprach. Ich bin so froh, dass sie in diesem Band ihr Schweigen gebrochen hat. Auch wenn mir beim Lesen zugegebenermaßen manchmal der Atem stehen blieb und ich das Buch kurz zur Seite legen musste.
 
Die Winterfrauen Triogie ist in meinen Augen die allerbeste Familiensaga, die ich je gelesen habe und die mir darum noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Vier starke Frauenfiguren, die im Grunde alle eines gemeinsam hatten: Die Suche nach der einen großen Liebe, nach einem Ort, der sich Zuhause nennt und dem untrennbaren Band, das alles miteinander verbindet. 
 
Nur ungern habe ich mich von den Winter Frauen verabschiedet, sie sind mir zu Freundinnen geworden und ich trauere ihnen richtiggehend nach. Ich kann euch diese Geschichte darum nur aus tiefstem Herzen weiterempfehlen.
 
 
 
 

Vielleicht magst du mir erzählen welches Buch gerade auf deinem Nachtkästchen liegt? 
Ich bin sehr gespannt was du gerade liest und freue mich auf deine Buchempfehlung auf viele schöne Lesemomente in diesem Jahr mit dir! 
 
Liefs. Love en zo! Meisje


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