Türchen einundzwanzig

21 Dezember

" Die Geschichte vom Schnee"

Ohne meine Freundin hätte ich meinen Blog sicher schon längst auf Eis gelegt. Sie ist es, die mich  pusht, mich anspornt und überhaupt irgendwie immer an mich glaubt.
Dieser Tage fragte sie mich, so zwischen Chai und köstlichen Zimtsternen: "Sag mal, kommst du eigentlich noch aus deiner Haustür raus?"
Ich steh völlig auf dem Schlauch.
"Hä? Wieso denn nicht?"
"Weil es auf deinem Blog seit Wochen ununterbrochen schneit. Und du stehst da immer noch im kurzen Hemd am Fenster und holst dir sicher noch die Weihnachts krippe grippe!"

 


Jetzt, wo sie es sagt, fröstele ich doch so ein ein bisschen und muß auf der Stelle an diese eine Schneegeschichte denken ....


8. Dezember
Pünktlich zum Abendessen begann es zu schneien - der erste Schnee zu dieser Jahreszeit - und meine geliebte Frau und ich nahmen uns einen Drink und sahen stundenlang vom Fenster aus zu, wie immer mehr große, federweisse Flöckchen vom Himmel herabschwebten.
Wir fühlten uns an uralte Postkarten erinnert - und es versetzte uns in eine so romantische Stimmung, als seien wir frisch vermählt. Ich LIEBE Schnee!

9. Dezember
Wir erwachten und die ganze Landschaft lag unter einer herrlich funkelnden Schicht aus Neuschnee als hätte sie jemand mit einer Wolldecke bedeckt. Welch ein herrlicher Anblick! Kann es irgendwo auf der Welt einen schöneren Ort geben? Hierher zu ziehen war die beste Idee, die ich jemals hatte. Zum ersten Mal seit Jahren griff ich zur Schneeschaufel und fühlte mich wieder wie ein kleines Kind. Ich legte die Zufahrt und den Gehsteig frei. Am Nachmittag kam der Schneepflug und bedeckte die Gehsteige wieder und auch die Einfahrt, also musste ich erneut die Schaufel nehmen. Welch ein Leben. Einfach perfekt!


 
 



12. Dezember
Die Sonne hat allen Schnee weggeschmolzen. Welch eine Enttäuschung. Unser Nachbar beruhigte uns und behauptete, dass wir definitiv weiße Weihnachten bekommen werden. Weihnachten ohne Schnee, das wäre ja furchtbar! Bob sagt, dass wir so bis zum Ende des Winters so viel Schnee bekommen werden, dass wir froh sein werden, ihn wieder los zu sein. Das glaube ich kaum. Bob ist ein wirklich netter Mensch. Ich bin froh, ihn zum Nachbarn zu haben.

14. Dezember
Es schneit, es schneit, wie wunderbar! 20 cm letzte Nacht. Die Temperaturen sind auf -20 °C gesunken. Klirrende Kälte, die alles in ein Glitzern versetzt. Der Wind verschlägt einem den Atem, aber beim Schneeschaufeln wird mir immer schnell wieder warm.
Das ist ein Leben! Der Schneepflug begrub am Nachmittag alle Wege wieder unter weissen Schneebergen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich dermaßen viel Schneeschippen muss, aber immerhin komme ich dadurch vielleicht wieder in Form. Ich wünschte nur, ich müsste nicht ständig so ächtzen und stöhnen vor Anstrengung.


 

   


 15. Dezember
50 cm sind vorhergesagt. Ich habe mein Auto gegen einen Geländewagen mit Allrad eingetauscht. Außerdem besorgte ich schneetaugliche Reifen für das Auto meiner Frau und 2 weitere Schneeschaufeln. Im Gefrierschrank habe ich einen Vorrat angelegt. Meine Frau wollte, dass ich ihr einen Kohleofen beschaffe, falls der Strom ausfallen sollte. Lächerlich! Wir sind doch hier nicht in Alaska!

16. Dezember
Eissturm am Morgen. Bin ausgerutscht und auf dem Arsch gelandet, als ich Salz in die Einfahrt streute. Es hat wahnsinnig wehgetan. Meine Frau hat sich halbtot gelacht, das fand ich ausgesprochen fies von ihr.

17. Dezember
Immernoch Eiseskälte. Die Straßen sind zu glatt, um auch nur einen Schritt darauf wagen zu können. 5 Stunden lang hatten wir keinen Strom. Ich musste einige Decken aufstapeln, um mich warm zu halten. Es bleibt mir nichts übrig, als meine Frau anzusehen und zu versuchen, ruhig zu bleiben. Ich vermute, ich hätte diesen Kohleofen doch kaufen sollen, aber ich werde den Teufel tun, das zuzugeben. Ich hasse es, wenn sie Recht hat. Ich kann kaum glauben, dass ich tatsächlich im eigenen Wohnzimmer erfrieren werde.

 

20. Dezember
Der Strom ist wieder da, aber letzte Nacht es gab weitere 30 cm von dieser verfluchten weissen Masse. Schippen war angesagt. Hat den ganzen Tag gedauert. Zweimal kam dieser verdammte Scheepflug vorbei. Habe versucht, ein Nachbarskind zu finden, das das Schaufeln übernimmt, aber alle sind ja viiiiiel zu beschäftigt mit Eishockeyspielen. Pah, alles gelogen. Habe den einzigen Maschinenpark in der ganzen Gegend angerufen und nach einer Schneefräse gefragt - ausverkauft. Angeblich kommt die nächste Lieferung erst im März. Lüge, alles Lüge! Bob sagt, ich muss schneeschippen, sonst schickt mir die Stadt Leute, die es auf meine Kosten machen. Der lügt sich auch was in den Bart.





22. Dezember
Bob hatte Recht mit Weihnachten. Heute fielen wieder 30 cm von dem weissen Scheisszeug. Und es ist so kalt, dass das ganze aller Wahrscheinlichkeit nach bis August liegen bleibt. Ich habe 45 Minuten gebraucht, um mich zum Schneeschaufeln warm genug einzupacken - und dann musste ich pinkeln. Als ich mich endlich wieder aus den Klamotten geschält, gepinkelt und mich wieder angezogen hatte, war ich viel zu kaputt, um eine Schaufeln anzupacken. Habe versucht, Bob für den Rest des Winters anzuheuern, weil der einen Pflug an seinem LKW hat. Er behauptet, selbst genug zu tun zu haben, aber das nicht lügt mir was vor.

23. Dezember
Heute waren es nur 5 cm, und außerdem sind die Temperaturen schon auf 0 °C geklettert. Meine Frau meinte, ich solle heute früh die Front des Hauses weihnachtlich dekorieren. Die spinnt doch! Warum hat sie mir das nicht letzten Monat gesagt?! Sie behauptet zwar, sie hätte das sehr wohl getan, aber die lügt doch, wenn sie den Mund aufmacht.


24. Dezember
20 cm. Der Schneepflug hatte den Schnee so verdichtet, dass mir die Schaufel durchgebrochen ist. Ich dachte, ich infarkte. Wenn ich jemals diesen Scheißkerl erwische, der den Schneepflug fährt, dann zieh ich ihn eigenhändig durch den Schnee, und zwar an seinen Eiern. Ich weiss genau, dass er an der Ecke lauert, bis ich fertig bin mit der Schipperei, und dann düst er los mit 180 Sachen und befördert den ganzen Schnee wieder dahin, wo ich ihn eben erst weggeschippt habe. Meine Frau wollte tatsächlich, dass ich heute mit ihr Weihnachtslieder singe und die Geschenke öffne. Als ob ich nicht genug damit zu tun habe, diesen gottverdammten Schneepflug abzupassen.


25. Dezember
Frohe Weihnachten! Vergangene Nacht sind wieder 50 cm von diesem *[/@~~~}*@}[{-Zeug gefallen. Eingeschneit!
Wenn ich nur an die Schaufelei denke, krieg ich die Krise. Mein Gott, wie ich Schnee hasse!
Dann kam der Schneepflug-Fahrer und bat um eine Anerkennung für seine Dienste; ich habe ihm mit der Schaufel ein's übergezogen. Meine Frau behauptet, ich hätte schon einen schlechten Ruf. Die hat sie doch nicht alle. Wenn ich auch nur noch einmal was von "Wonderful World" höre, bring' ich sie um.

26. Dezember
Immernoch eingeschneit. Warum um alles in der Welt bin ich nur in diese Gegend gezogen? Das ist alles auf IHREM Mist gewachsen. Sie geht mir echt auf die Nerven.

27. Dezember
Temperatursturz: - 30 °C. Die Wasserrohre sind eingefroren.




28. Dezember
Erwärmung auf -5 °C. Immer noch eingeschneit. Die Alte treibt mich zum Wahnsinn!!

29. Dezember
25 cm Neuschnee. Bob sagt, ich soll das Dach freilegen, sonst bricht es ein. Das ist doch nun wirklich das blödeste, was ich je gehört habe. Für wie blöd hält der mich eigentlich?!

30. Dezember
Das Dach ist eingebrochen. Der Fahrer des Schneepflugs verklagt mich auf 1 Million Dollar Schadenersatz. Die Frau ist wieder zu ihrer Mutter gezogen. Es sind weitere 20 cm vorhergesagt.

31. Dezember
Habe das, was vom Haus noch übrig war, in ein Lagerfeuer verwandelt. Von nun an gibt es kein Schaufeln mehr.

8. Januar
Ich fühle mich gut. Und ich liebe diese kleinen weissen Pillen, die sie mir ständig geben. Alle sind so nett! Aber warum bin ich eigentlich ans Bett gefesselt?

 
  

- Verfasser unbekannt -

 Danke Dieter, für deine Unterstützung! Deine Bilder sind zum heuten schön ;-*


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2 Kommentare

  1. Servus Elke, sehr idyllische Schneebilder und eine witzige Geschichte.
    Lg aus Wien

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  2. Liebste Frau Mayer, ich musste schmunzeln über deinen Kommentar ... denn die Schneebilder kommen allesamt aus Österreich ;-)
    Ich wünsche dir eine ganz fantastische Weihnacht, hab wunderbare Stunden mit deinen Liesten und lass dich vom Chriskindchen tragen.
    xox, dein Meisjse

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