Türchen achtzehn
18 Dezember
"Erinnerungen nimmt uns niemand. Sie sind die Brücke zwischen Herz und Verstand."
Weihnachts-Erinnerungen meiner Schwester ...
Sieben Sternenstaub-Adventskalender ...
Weihnachts-Erinnerungen meiner Schwester ...
Sieben Sternenstaub-Adventskalender ...
waren in einer Galerie rundherum an
den Wänden aufgehängt. Jahr für Jahr wurden nach Weihnachten dann
alle Türchen wieder achtsam zugedrückt, sorgfältig verpackt und
verschwanden für elf lange Monate in Omas altem, wuchtigem Vitrinen
Schrank. Elfmonatsschläfer eben, bis Oma sie zu neuem Leben
erweckte.
Sieben Kalender für sieben Kinder.
Das achte Kind kam erst dazu, als die ältesten das Familiennest
bereits verlassen hatten. Jahr um Jahr war das Staunen und Bewundern
der wunderschönen Glitzerkalender groß. Jeder zeigte ein anderes
Motiv; mal feierten darauf die Wichtel Weihnachten im tief
verschneiten Winterwald, mal backte eine große Engelschar in der
Wolken-Weihnachtsbäckerei leckere Plätzchen, eines schöner als das
andere; mal strahlten Lichter am bunt geschmückten Weihnachtsbaum in
einer warmen Stube voller Spielsachen und Geschenke, hübsch verpackt
mit goldenem Papier und roten Schleifen drumherum; mal reiste das
Christkind auf seinem von vier Hirschen gezogenen, schwerbeladenen
Schlitten durchs glitzernde Schneetreiben auf einsamen Pfaden; mal
wurde in der Himmelswerkstatt gebastelt, gewerkelt und eingepackt;
mal flogen gelockte Engel mit glitzernden Flügeln in weißen
Seidenkleidchen durch festlich geschmückte Märkte und Straßen oder
ließen sich auf den Dächern nieder. Wunderschöne Motive erzählten
wundersame Geschichten. Und überall dieser Glitzer-Sternenstaub! Was
für eine Pracht! Immer und immer wieder betrachteten wir die
Kalender, die unsere kindliche Fantasie beflügelten. Die Neugier,
was sich wohl hinter den einzelnen Türchen verbergen wird, wuchs und
wuchs. Wetten wurden abgeschlossen. Manche von uns meinten sich gut
ans Vorjahr zu erinnern…
Strohhalme fürs
Christuskind
Unsere Eltern hatten ein
wunderschönes Ritual eingeführt. Rechtzeitig zum 1. Advent stand
ein kleines Körbchen mit winzig geschnittenen Strohhalmen bereit.
Täglich konnten wir nun unsere Hilfsbereitschaft und Achtsamkeit
anderen gegenüber zeigen und beweisen. Nie war lieb und brav sein so
bereichernd! So erfüllend! Mit kleinen Nettigkeiten konnten wir uns
sozusagen täglich einen solchen Strohhalm verdienen. Wir bemühten
uns alle sehr, auch wenn 24 Lieb-Sein- Strohhalme quasi unerreichbar
blieben. Schließlich waren wir ja von Natur aus keine Engel… Mama
kümmerte sich jeden Abend aufs Neue um eine möglichst faire
Beurteilung alle unserer Dienstleistungen. Doch nicht immer sahen wir
das genauso wie sie. Daher legten wir unsere Halme großzügig
zusammen; darin waren wir uns weitestgehend einig.
Am Heiligen Abend war es dann
soweit; jeder durfte dem Jesuskind ein paar Strohhalme zur Krippe
bringen, damit es weich und warm liegen konnte. Jeder sagte dabei
noch ein kurzes Gedicht auf. Stolz erfüllte unsere Kinderseelen. Wir
fühlten uns wie die Weisen aus dem Morgenlande…nur ohne Weihrauch
und ohne „Möhren.“
Hintereinander, die Kleinsten
zuerst, zog eine fiebrig pausbäckige aufgeregte Kinderschar nach der
letzten Weihnachtsfeierstunde am Heiligen Abend von der Küche aus
feierlich ins vorgewärmte Wohnzimmer ein. Oma bildete den Abschluss.
Kartoffelsalat und Würstchen, unser traditionelles Essen vor der
Bescherung, war vor lauter Lampenfieber kaum angerührt worden…
2 Kommentare
Liebes, wie wundervoll, eine große Liebeserklärung an das Herz, den Verstand und eine Bande, die ich zu meinem großen Glück, ebenfalls fühlen darf.
AntwortenLöschenHab eine wundervolle Weihnachtszeit
Elisabeth
P.S. Den Adventskalender, der 11 Monate in einem Schrank schläft, um wiederzukommen und um wieder bewundert zu werden, kenne ich aus meiner Kindheit auch noch.
Wir beide sind beschenkt bis zum Hals liebe Elisabeth! Schwestern sind doch etwas sehr persönliches und ich muß ehrlich zugeben, und wenn ich überlege, kenne ich sonst niemanden auf der Welt, mit dem ich so schöne Erinnerungen aufwärmen. Immer und immer wieder, ich werde davon einfach nicht satt ;-)
AntwortenLöschenWie schön das auch du diese schlummernden Kalender noch kennst. Es waren richtige Heiligtümer und es lag immer so ein Zauber in der Luft, als sie wieder ihren Platz in der Küche aufnahmen.
Dir liebe Elisabeth wünsche ich aus tiefstem Herzen ein wunderschönes Weihnachtsfest und eine unvergessliche Zeit mit deinen Liebsten.
Feste Weihnachtsumarmung, xox!
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